Umfragen zu den gefährlichsten Städten der Welt gibt es jedes Jahr, Bradford und Marseille stehen in Sachen Kriminalität immer hoch im Kurs. Aber eine russische Stadt kann ebenfalls als gefährlichste Stadt der Welt bezeichnet werden, denn sie ist seit Jahrzehnten verstrahlt.
Osjorsk liegt in der Oblast Tscheljabinsk im Ural
Das Atomunglück von Tschernobyl im Jahr 1986 ist wohl allen ein Begriff. Bis heute werden immer wieder Messungen vorgenommen, die in den letzten beiden Jahren wieder erhöhte Werte anzeigten. Aber von Osjorsk in Russland spricht kaum jemand, dabei gilt diese Stadt als Geburtsort der russischen Atombombe.
1957 kam es zu einem schweren Unfall in der sieben Kilometer entfernten Atomanlage "Majak", in der seit den 40er Jahren mit atomaren Stoffen gearbeitet wurde. Der Himmel leuchtete an einem Septembertag blau-lila und es wurde in Zeitungen von Polarlichtern berichtet, um das Unglück zu vertuschen. Die Öffentlichkeit erfuhr erst 30 Jahre später davon.
So leben die Menschen dort heute
Dieses Unglück hat für die Bewohner:innen bis heute Folgen. Sie leben hinter Stacheldrahtzäunen, die vom Geheimdienst überwacht werden. Wer dort wohnt, benötigt ein Visum für den Rest Russlands. Auch darf niemand ohne Erlaubnis diese Stadt betreten. Doch fühlen sich die Einwohner:innen nicht wie Gefangene. Sie bleiben freiwillig und sehen sich dem Guardian zufolge als Privilegierte, kam ihnen doch immer eine Sonderstellung mit guten Schulen, Gehältern sowie Essen im Überfluss zu.
Krankheiten und Todesfälle gehören in Osjorsk zur Tagesordnung. Auch die 2017 nach Europa übergeschwappte radioaktive Wolke kam aus dem Ural und wohl aus derselben Atomanlage. Umweltschützer fordern schon lange deren Schließung, da es immer wieder zu Unfällen gekommen ist.
Verwendete Quellen:
Travelbook: Die verstrahlteste Stadt der Welt
MDR: Osjorsk: Leben hinter Stacheldraht