Ist es dir schon einmal passiert, dass du aufgestanden bist, am Bettende gesessen oder sogar gesprochen hast, obwohl du eigentlich geschlafen hast? Dann bist du sehr wahrscheinlich geschlafwandelt. Wie das MSD Manual erklärt, „entspricht Schlafwandeln, das häufiger in der zweiten Hälfte der Kindheit und der Adoleszenz auftritt, einem Umherwandern in einem halbbewussten Zustand, ohne dass die Person sich dessen bewusst ist“. Aber was veranlasst das Gehirn dazu, in einen schlafwandelnden Zustand einzutauchen?
In einer in der Zeitschrift Nature Communications veröffentlichten Studie haben Forscher:innen des Universitätskrankenhauses in Lausanne in der Schweiz untersucht, was im Gehirn passiert wenn wir Schlafwandeln. Dass das Gehirn ein faszinierendes Organ ist, dürfte für die meisten von uns erwiesen sein - eine andere Studie hat zuletzt gezeigt, dass unser Gehirn selbst nach unserem Tod noch aktiv ist.
Auswirkungen des Schlafwandelns auf das Gehirn
Um ihre Studie durchzuführen, baten die Wissenschaftler:innen Patient:innen mit Wachstörungen (verwirrtes Erwachen, Schlafwandeln und/oder Nachtschreck), die im letzten Monat mindestens ein Parasomnie-Erlebnis hatten, um eine medizinische Beurteilung durch einen Schlafmediziner sowie um eine Polysomnographie. Zur Erinnerung: Die Polysomnographie ist eine medizinische Untersuchung, die die Schlafqualität untersucht, indem sie den Schlaf, die Ventilation und die Bewegungen während der Nacht aufzeichnet.
Die Forscher:innen führten dann zwei nächtliche Aufzeichnungen von allen Teilnehmer:innen durch. Während der ersten Aufzeichnung schliefen die Patient:innen normal, während sie bei der zweiten Aufzeichnung wachgehalten wurden und erst am nächsten Morgen wieder schlafen durften. Bei einigen Teilnehmer:innen führte dies zu einer parasomnischen Episode. Die Forscher:innen baten die Personen, die eine Parasomnie hatten, anschließend zu erzählen, was ihnen dabei in den Sinn gekommen war.
Schlafwandeln erscheint Großteil der Teilnehmer:innen wie ein Traum
Von den Patient:innen, die eine Parasomnie-Episode erlitten hatten, gaben 56 % an, geträumt zu haben und sich klar an den Inhalt ihres Erlebnisses zu erinnern. „Meistens handelte es sich um ein Unglück oder eine drohende Gefahr. Einige berichteten, dass sie glaubten, dass die Decke einstürzen würde. Ein Patient dachte, er habe sein Baby verloren und suchte in den Bettlaken und stand dann in seinem Bett auf, um zu versuchen, die Marienkäfer zu retten, die die Wand hinunterrutschen würden", sagte eine der Forscherinnen der Studie, Francesca Siclari, in einer kürzlich veröffentlichten Mitteilung.
19 % der Patient:innen, die eine Parasomnie-Episode erlitten hatten, äußerten, dass sie dieses Erlebnis nicht bewusst mitbekommen haben. Laut der Forscherin „merkten die meisten von ihnen nichts und wachten einfach auf“. Ein weiterer kleiner Teil gab an, etwas erlebt zu haben, konnte sich aber nicht erinnern, worum es sich dabei handelte. Wie das Wissenschaftlerteam erklärt, zeigten die Patient:innen, die während der Parasomnie-Erlebnisse träumten, ähnliche Gehirnaktivitäten wie die, die zuvor für den Traum festgestellt worden waren. „Diese Erfahrungen sind für die Patient:innen sehr real und die meisten sind erleichtert, wenn sie sie mit uns teilen. Ähnlich wie frühere Studien verdeutlicht unsere Forschung, was sie erleben, was für die Bildung wertvoll ist", schlussfolgern die Wissenschaftler:innen.
Auch in anderen Bereichen kann die Erforschung der Hirnaktivität bei bestimmten Situationen hilfreich sein - zuletzt hat man etwa herausgefunden, was im Gehirn vor sich geht, wenn wir deprimiert sind. Und auch die Gehirnaktivitäten, die eine Stunde vor dem Tod messbar sind, liefern interessante Einblicke in die Vorgänge des menschlichen Körpers.
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Verwendete Quellen:
MSD Manual: "Parasomnien"
Nature Communications: "Shared EEG correlates between non-REM parasomnia experiences and dreams"
Aus dem Französischen übersetzt von Femme Actuelle