GPS-Punkt: 3° 27' 55.098" S 62° 12' 57.172" W. Du erlebst gerade einen deiner Kindheitsträume: Du erkundest den Dschungel des Amazonas - als du plötzlich ausrutschst und dich kopfüber im Wasser wiederfindest. Das Problem: Im Wasser wimmelt es von Piranhas. Während du versuchst, wieder an die Oberfläche zu kommen, fallen dir mehrere Filme ein, in denen diese kleinen Fische vorkommen, die nach Fleisch und Blut lechzen. Du stellst dir bereits deine letzten Momente vor. Aber was könnte wirklich passieren?
Gefährliche Fische?
Klein, aber oho. Piranhas sind zwar im Durchschnitt weniger als 50 cm groß, aber schon die bloße Erwähnung ihres Namens lässt selbst die erfahrensten Abenteurer:innen erzittern. Sie werden oft als blutrünstig und gefräßig beschrieben und können angeblich eine Kuh in wenigen Minuten verschlingen. Es war der amerikanische Präsident Theodore Roosevelt, der diese Szene in seinem 1914 erschienenen Bestseller "Through the Brazilian Wilderness" miterlebt hat, was ihrem Ruf sehr zuträglich gewesen ist - und auch das Erlebnis dieser Tourist:innen in Brasilien dürfte das allgemeine Bild, das von Piranhas existiert, bestätigen. Neuere Analysen mahnen jedoch zu mehr Mäßigung.
Eine Studie, die sich unter anderem auf die Forschungsarbeit von Herbert Richard Axelrod, einem Experten für tropische Fische, stützt, mildert Roosevelts Erlebnis. Die roten Piranhas, die innerhalb weniger Minuten nur noch das Skelett der Kuh übrig gelassen haben, sind tagelang gehungert worden, um im richtigen Moment die Show zu liefern.
Was passiert bei einem Angriff?
Der Rote Piranha, der in Gruppen von 10 bis 100 Tieren leben kann, wird zwar am häufigsten hervorgehoben, doch in Wirklichkeit gibt es mehr als 30 Piranha-Arten. Einige sind Allesfresser, andere Fleischfresser und wieder andere ernähren sich nur von den Schuppen anderer Fische. Nach den neuen Erkenntnissen sind tödliche Angriffe auf Menschen selten. Bisse sind zwar nicht unmöglich, aber wie bei Haien handelt es sich meist um Erkundungen, die nur in bestimmten Situationen vorkommen: Zur Verteidigung der Jungen oder wenn sie sich bedroht fühlen. Stürzt sich eine Horde Piranhas auf dich, kann das jedoch natürlich unangenehm werden, wie der Fall einer 13-jährigen aus Argentinien zeigt.
Was würde also nach deinem kleinen Sturz mit dir passieren? Auch wenn man sich nicht hundertprozentig sicher sein kann, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass dir nicht viel passiert. Es sei denn, du fällst mit dem Kopf voran auf einen Felsen oder landest in der Nähe eines Krokodils, aber das ist eine andere Geschichte. Experten raten lediglich, mit langsamen Bewegungen aus dem Wasser zu steigen, um Wellen und Spritzer zu vermeiden, die Piranhas stressen oder sogar andere Raubtiere anlocken könnten. Nach diesem kleinen Experiment kannst du dich offiziell damit brüsten, in von Piranhas verseuchten Gewässern überlebt zu haben. Ob man sein Glück nun herausfordern und sich wie dieser Mann freiwillig in ein Becken voller Piranhas begeben sollte, ist jedoch eine andere Frage.
Verwendete Quellen:
Opefe: "Welcome to Opefe Archives"
Oro Verde: "Piranhas: Berühmt berüchtigt"
Aus dem Französischen übersetzt von Gentside Frankreich