Schmerzen im Unterleib, Harndrang, Brennen beim Wasserlassen - all das sind Symptome einer Harnwegsinfektion, deren häufigste Form die Blasenentzündung (Zystitis) ist - der man übrigens mit einfachen Maßnahmen vorbeugen kann. Harnwegsinfektionen betreffen fast jede zweite Frau, können schmerzhaft sein und den Betroffenen erhebliche Beschwerden bereiten. Diefranzösische Krankenversicherung Assurance Maladie weist jedoch darauf hin, dass eine "angemessene Antibiotikabehandlung notwendig ist, um die Krankheit zu heilen und Komplikationen zu vermeiden". Im Falle einer Periodizität von drei bis vier Mal pro Jahr spricht man von einer chronischen Harnwegsinfektion.
Forscher:innen des Royal Berkshire Hospitals im Vereinigten Königreich arbeiten an einem Impfstoff, der das Auftreten dieser Art von Harnwegsinfektionen eindämmen soll. Der als Spray (zur oralen Verabreichung) angebotene Impfstoff, der von dem spanischen Pharmaunternehmen Immunotek entwickelt wurde, soll bei der Hälfte der geimpften Personen das Auftreten von Harnwegsinfektionen neun Jahre lang verhindern. Ihre Ergebnisse wurden nicht in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlicht, sondern am 7. April auf dem Kongress der European Association of Urology (EAU) in Paris vorgestellt.
Ein vielversprechender Impfstoff
Im Rahmen der Studie wurden 89 Patient:innen, die regelmäßig an Harnwegsinfektionen litten, mit diesem neuen Impfstoff namens "MV140" behandelt. In den ersten 12 Monaten dokumentierten die Forscher:innen den Gesundheitszustand der Patient:innen. Danach stützten sie sich auf die Daten aus dem Gesundheitspass. Nach 9 Jahren befragten sie die Teilnehmer:innen zu verschiedenen Aspekten wie Lebensqualität oder Auftreten von Nebenwirkungen.
Während der Nachbeobachtungszeit entwickelten 54 % der Teilnehmer:innen nach der Impfung keine Harnwegsinfektion. Bei den übrigen betrug die durchschnittliche infektionsfreie Zeit viereinhalb Jahre bei Frauen und dreieinhalb Jahre bei Männern. Bei 40% der Teilnehmer:innen waren ein oder zwei Jahre nach der ersten Verabreichung weitere Impfstoffdosen erforderlich. Darüber hinaus stellen die Forscher:innen fest, dass keine nennenswerten Nebenwirkungen gemeldet wurden. Die Studie ist die erste Langzeitbeobachtungsstudie, über die weltweit berichtet wird.
Weitere Forschung erforderlich
In einer Pressemitteilung betonte Dr. Bob Yang, Urologe am Royal Berkshire NHS Foundation Trust, der an der Forschung beteiligt war, dass die Hälfte der Teilnehmer:innen zwar keine Harnwegsinfektionen hatte, er aber feststellte, dass bei denjenigen, die Harnwegsinfektionen entwickelt hatten, die Infektionen "weniger schwer" waren. "Viele derjenigen, die wiederkehrende Harnwegsinfektionen hatten, haben uns gesagt, dass sie nur viel Wasser trinken mussten, um sie zu behandeln", betont er.
Gernot Bonkat, Professor für Urologie am Alta Uro Medical Center for Urology in der Schweiz, hält diese "Ergebnisse für vielversprechend", wie er in der Pressemitteilung schreibt. Er erinnert auch daran, dass Harnwegsinfektionen "eine große wirtschaftliche Belastung darstellen und der Missbrauch von Antibiotikabehandlungen zu antibiotikaresistenten Infektionen führen kann". Er schränkt jedoch ein, dass "weitere Forschungen zu komplexeren wiederkehrenden Harnwegsinfektionen sowie Forschungen mit verschiedenen Patientengruppen erforderlich sind".
Dies ist jedoch bei weitem nicht der einzige Impfstoff, der in Zukunft dabei helfen könnte, diversen Krankheiten vorzubeugen - so haben Forscher:innen etwa zuletzt herausgefunden, dass ein bestimmter 100 Jahre alter Impfstoff tatsächlich Alzheimer vorbeugen kann. Ein anderer Impfstoff soll außerdem gegen Malaria wirksam sein und die Krankheit gar bis 2040 ausrotten.
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Verwendete Quellen:
Contagion Live: "Oral UTI Vaccine Demonstrates Long-Term Efficacy in Over Half of Recipients"
Assurance Maladie: "Cystite (infection urinaire): symptômes et causes"
Aus dem Französischen übersetzt von Femme Actuelle