Man muss nicht immer auf die andere Seite des Planeten reisen oder sich durch dichte Urwälder schlagen, um eine unbekannte Spezies zu entdecken. Manchmal reicht es vollkommen aus, einen Spaziergang im eignen Garten zu machen. Genauso ging es auch der Australierin Amanda De George. Sie lebt etwa 70 km südlich von Sidney und macht in ihrem Garten einen bemerkenswerten Fund.
Ein seltenes Hobby
Amanda De George liebt Tiere, sie ist Naturforscherin, Schriftstellerin und Fotografin. Vor ein paar Jahren ruft sie den Blog Backyard Zoology ins Leben. Darauf dokumentiert sie alle Tiere, die sie in ihrem Garten oder der näheren Umgebung sieht.
Vögel, Reptilien, Insekten – alles hat seinen Platz. Doch eine Spezies fasziniert Amanda ganz besonders, und zwar Springspinnen, auch Salticidae genannt.
Außergewöhnliche Entdeckung im Garten
Als die Australierin 2019 auf dem Deckel ihrer Mülltonne ein ganz besonders schönes Exemplar dieser Spinnenart entdeckt, ist sie natürlich völlig außer sich. In einem Facebook-Beitrag berichtet sie von dem Erlebnis:
Ich habe alles stehen und liegen gelassen und bin nach drinnen gerannt, um meine Kamera zu holen.
Stolz postet sie anschließend ein Foto von ihrer Entdeckung auf Facebook. Und das Tierchen mit seinem braunen Körper und dem blauen Gesicht sorgt für ziemlich viel Aufruhr.
Eine unbekannte Spezies
Erst ein Jahr später, im Juni dieses Jahres, begegnet Amanda dann wieder einem Exemplar dieser Spezies. Wieder postet sie Fotos von dem braun-blauen Springtier in einer speziellen Facebook-Gruppe.
Kurz darauf wird sie von Joseph Schubert kontaktiert, er ist Wissenschaftler am Museum of Victoria und auf Spinnen spezialisiert. Als er das Foto sieht, ist ihm sofort klar, dass es sich bei dem Tier um eine bisher unbekannte Spezies handelt, wie er gegenüber IFLScience berichtet:
Es ist gibt keine Spezies, die - so wie diese - blaue Haare im Bereich des Clypeus (der Bereich unterhalb des Gesichtes) hat.
Eine Webspinne unter der Lupe
Um sicherzugehen, möchte sich der Wissenschaftler das Tier auch noch in echt anschauen. Doch es dauert ganze drei Monate, bis Amanda die kleine Spinne in ihrem Garten wiederfindet. Unter Berücksichtigung aller Sicherheitsvorkehrungen schickt sie die Spinne zu Joseph Schubert nach Melbourne.
Schon nach den ersten Untersuchungen bestätigt sich die Vermutung des Wissenschaftlers: Bei dem Tier handelt es sich um eine bisher unbekannte Art der Webspinne (Jotus). Sobald in Australien die Corona-Sicherheitsbeschränkungen gelockert werden, möchte der Spinnenexperte das Tier unter dem Mikroskop ganz genau untersuchen, um es anschließend bestimmen zu können. Gegenüber IFLScience erklärt er:
Wie alle Spinnenarten kann man auch die Jotus-Spinnen anhand ihrer geschlechtsspezifischen Merkmale unterscheiden. Daher ist es auch so wichtig, sie unter einem Mikroskop zu untersuchen. Manchmal, wie es auch bei dieser Spinne der Fall ist, kann man die Männchen anhand ihrer Färbung erkennen. Ich finde, dass dieses Tier mit seiner strahlend blauen Vorderseite unglaublich schön ist.
Tausende unentdeckte Arten
In Australien sind heute rund 4.000 Spinnenarten verzeichnet, man geht jedoch davon aus, dass es fast 10.000 Arten gibt. Einen Großteil gilt es also nach wie vor noch zu entdecken.
Im Laufe seiner Forschungsarbeiten hat Joseph Schubert selbst bereits 17 unbekannte Spezies entdeckt. Bei sieben von ihnen handelt es sich um sogenannte Pfauenspinnen, darunter auch die sogenannte Maratus constellatus, deren Panzer an van Goghs "Sternennacht" erinnert.
Jeder kann seinen Beitrag leisten
In einigen Fällen helfen die Entdeckungen von Menschen wie Amanda De George, neue Arten ausfindig zu machen, wie der Experte berichtet:
Ich bin auf Springspinnen spezialisiert, doch ich kann nicht über all sein. Mithilfe der Online-Gemeinschaft von Hobby-Naturforschern ist es, als habe man in ganz Australien Hunderte Feldassistenten, das ist großartig!
Amanda De George freut sich, dass sie einen Teil zu den Forschungen beitragen konnte:
Der Gedanke, dass ich zum wissenschaftlichen Kenntnisstand beitragen konnte, wenn auch nur in geringem Maße, macht mich so stolz!