Für uns ist ein Mensch tot, wenn er eben tot ist. In der Wissenschaft sieht das Ganze noch etwas anders aus. Hier wird unterschieden zwischen dem Hirntod (wenn keine Hirnströme mehr messbar sind), dem somatischen Tod (wenn das Blut aufgehört hat zu zirkulieren) und dem molekularen Tod (wenn die Stoffwechselvorgänge beendet sind).
Wie genau der Verwesungsprozess abläuft, wie lange die Verwesung einer Leiche dauert und was danach passiert, erfahrt ihr hier. In einem weiterführenden Artikel erklären wir euch Schritt für Schritt, wie der Tod den Körper erfasst.
Hirntod
Zu Beginn des Verwesungsprozesses steht der Hirntod. Ist ein Mensch hirntot, können keine Hirnströme mehr gemessen werden. Das heißt, die Synapsen im Hirn tauschen keine Informationen mehr aus, können den Körper nicht mehr steuern und nichts mehr wahrnehmen. In diesem Zustand werden Herz und Lunge künstlich in Bewegung gehalten.
Somatischer Tod
Wenn das Herz aufhört zu schlagen, wird die Blutzirkulation im Körper gestoppt. Die Zellen werden nicht mehr mit neuem Sauerstoff versorgt. An dieser Stelle beginnt das Blut auszuklumpen: Es bilden sich kleine Blutgerinnsel. Dadurch wird das Blut so schwer, dass es die Blutgefäße verlässt und mit der Schwerkraft in den unteren Bereich des Körpers sinkt.
Im Liegen, beispielsweise, ist das der Rücken und die Unterseite der Beine. Dort verfärbt sich die Haut dunkelrot bis violette. Diese Flecken nennt man auch Leichen- oder Totenflecken. Dieser Vorgang heißt Hypostase.
Im Gegensatz dazu verliert die obere Hälfte des Körpers ihre Farbe und die Haut verfärbt sich weiß. An den Stellen, an denen der Körper wirklich auf dem Boden aufliegt, bleibt die Haut weiß, da das Blut durch das Gewicht des toten Körpers dort nicht natürlich hinfließen kann. Diese Merkmale sind Anzeichen für ein frühes Stadium der Verwesung.
Körpertemperatur
Die Körpertemperatur eines Menschen nimmt nach seinem Tod ab, da der Stoffwechsel und alle energieproduzierenden Prozesse aufgehört haben. Die Kerntemperatur des Körpers wird bei einem Leichenfund von den Kriminologen der Polizei aufgenommen und zur Bestimmung des Todeszeitpunkts verwendet.
Leichenstarre
Der Körper einer Leiche ist direkt nach dem Tod noch biegsam und beweglich. Während der ersten zwei bis vier Stunden nach dem Tod versteift sich ihr Körper allerdings.
Dies geschieht aufgrund chemischer Prozesse, die im Körper ablaufen. Diese sogenannte Leichenstarre hält ca. 36 Stunden an. Bis dahin hat der innere Verwesungsprozess so weit begonnen, dass die Leiche wieder beweglicher wird.
Forscher wollen jetzt sogar herausgefunden haben, dass der menschliche Körper sogar noch Jahre nach dem Tod "weiterlebt" - ein Phänomen, das dem Begriff "Totentanz" eine ganz neue Bedeutung gibt.
Verwesung
Bei der Verwesung, die ab dem Zeitpunkt des Todes beginnt, spielen die körpereigenen Bakterien eine wichtige Rolle. Die im Darm vorhandenen Bakterien vermehren sich und zersetzen das Innere des Körpers. Diesen Verwesungsprozess aus dem Inneren nennt man Autolyse.
Bei diesem Teil der Verwesung handelt es sich vielmehr um einen Fäulnisprozess, da zunächst nicht viel Sauerstoff im Körper vorhanden ist. Später dann steht den Bakterien mehr Sauerstoff zur Verfügung und der Verwesungsprozess kann noch schneller fortschreiten.
Die Bakterien zersetzen das Körpermaterial hauptsächlich in Wasser, Kohlenstoffdioxid, Harnstoff und Phosphat. Neben diesen Produkten entsteht außerdem Gas, das einige Körperteile aufbläht, etwa die Zunge oder andere Weichteile.
Die von außen beginnende Verwesung erfolgt ebenfalls unter dem Einfluss von Sauerstoff. Diese wird allerdings hauptsächlich durch Pilzsporen oder Insekten, wie z.B. Fliegen, befördert, die den Körper befallen und ihre Eier in die Haut legen. Die kleinen Organismen nähren sich am Zellmaterial und fressen als kleine Larven weitere Teile des Körpers.
Verwesungsgeruch
Bei der äußeren Verwesung durch Pilze und Bakterien entstehen nur wenig Gerüche. Der eigentliche Grund für Verwesungsgeruch ist die Autolyse. Die bei diesem Fäulnisprozess entstehenden Gase besitzen einen sehr unangenehmen Geruch, der durch die Darmbakterien verursacht wird.
Das kann auch bei der Bestattung zu gruseligen Erlebnissen führen, da diese Mischung aus Verwesung und Gasen im Mundbereich des Leichnams Geräusche, die einem Seufzen ähnlich sind, auslösen können.
Verwesung und Umgebung
Je nach Umgebung verwesen Körper unterschiedlich schnell. Eine Leiche, deren Umgebung warm ist und die nicht eingegraben ist, verwest viel schneller als ein Körper, der im Wasser liegt oder an einem sehr kalten Ort. Ein im Wasser liegender toter Körper wird auch Wasserleiche oder Seifenleiche genannt.
Für die gemäßigten Zonen aber, also auch für Deutschland, gilt, dass eine Leiche nach etwa ein bis zwei Jahren keine Haut mehr besitzt. Nach ca. 30 Jahren ist von dem Körper außer dem Skelett so gut wie nichts mehr übrig.
Neben diesen ganz natürlichen Prozessen gibt es dann noch Menschen, die von Nahtoderfahrungen berichten. Manche von ihnen waren nur zwei Minuten tot, andere dafür ganze 20 Minuten. Deren Berichte sind vielleicht beruhigender als simple Fakten.