Achtung, diese Aufnahmen könnten euch schockieren. Sie wurden im Norden Schottlands, vor der Insel Lewis bei Loch Road gemacht. Man sieht darauf wilde Lachse, die zu ihrem Geburtsort zurückkehren, um dort zu laichen.
Kein normaler Gesundheitszustand
Aber es sticht sofort ins Auge, dass ihr Zustand nicht normal ist. Anstatt die Wasserfälle hochzuspringen, bleiben die Fische unten, unbeweglich. Und sie befinden sich in einem alarmierenden Zustand.
Die Tiere sind so stark von Läusen befallen, dass sie geradezu lebendig von den Parasiten verschlungen werden. Es lösen sich Hautteile und Schuppen ab, die Lachse liegen im Sterben. Eine so hohe Sterberate und ein so schlechter Gesundheitszustand sind noch nie zuvor beobachtet worden. Andrew Graham-Stewart, der Direktor des Instituts für den Schutz von schottischen Lachsen, sagt in einem Interview mit der Daily Mail:
Die erwachsenen Lachse können mit ein paar Seeläusen auf der Haut ohne Probleme leben, aber wenn sie Hunderte davon haben, wie in diesen Fällen, haben sie keine Chance mehr zu überleben.
Schottische Zucht
Laut dieser Institution sind die Verantwortlichen bereits gefunden worden. Es handelt sich um sieben Zuchtfarmen, die sich zwischen der Küste und der Insel befinden und wo die Lachse leben, die für den industriellen Konsum bestimmt sind.
Die Seeläuse sollen sich dort aufgrund der ungewöhnlich hohen Temperaturen stark vermehrt haben. Zunächst befallen sie die Lachse in den Zuchtfarmen und legten tausende Larven ins Wasser, die dann auch auf die Wildlachse übergehen, die auf dem Weg zu ihren Laichgebieten durch dieses Gebiet schwimmen.
Zuchtlachse in beunruhigendem Zustand
Ein Video, das von der Internetseite The Ferret veröffentlicht wurde, scheint die Anschuldigungen seitens der Experten zu bestätigen. Es wurde in der Lachsfarm von Vacasay gedreht und zeigt Lachse, die im Bereich des Kopfes und der Flossen von Verletzungen übersät sind.
Der Fotograf Corin Smith, der die Bilder aufgenommen hat, erklärt, dass er damals auf den Zustand der Fische durch Luftaufnahmen aufmerksam wird und sich dann vor Ort selbst ein Bild machen will. Gegenüber The Ferret sagt der Fotograf:
Ich war zutiefst schockiert davon, wie wenig Fische noch übrig waren. Ein Großteil der Fische war in schlechtem Zustand und litt unter einem tödlichen Seeläusebefall. Dem Gesundheitszustand der Fische nach zu urteilen, mit Parasiten, die ihr Fleisch fressen, muss diese Lage schon mehrere Wochen andauern.
80 % sterben an Verletzungen
Der Fotograf schätzt, dass 80% der Lachse in dieser Zuchtfarm an Verletzungen leiden. Der 40-Jährige berichtet weiterhin, dass er in einem Teil der Farm hunderte befallene Lachse gesehen hat.
Ich hatte noch nie zuvor in meinem Leben so viel Tierleid über einen solchen Zeitraum gesehen. Mindestens 40% aller Fische hätte sofort eingeschläfert werden müssen – einfach aus Mitleid. Jeder verantwortungsvolle Farmbesitzer würde das tun“.
Gesundheitskontrolle gefordert
Die Lachse, die befallen waren, aber überlebt haben, könnten es den Seeläusen ermöglicht haben, den Fluss hinaufzusteigen, wodurch die jungen Lachse in Gefahr wären. Die Situation ist aufgrund der Konsequenzen dieser Massenvermehrung der Seeläuse bei Wildlachsen angespannt - die lokalen Behörden sind ebenfalls sehr besorgt. Wenn der Wildlachsbestand zurückginge, hätte darunter auch der Angeltourismus in der Region zu leiden.
Das Institut für den Schutz von schottischen Lachsen hat von den Behörden eine Gesundheitskontrolle gefordert. Laut der Institution sind die Auswirkungen des Seelausbefalls bereits im Frühsommer 2019 zu sehen gewesen. Es seien ungewöhnlich viele Fahrzeuge zu den Zuchtbetrieben gefahren, um die toten Lachse abzuholen.
Die Bilder sorgen für starke Reaktionen von NGOs wie OneKind, die sich für das Tierwohl in Schottland einsetzt und bereits eine Kampagne gegen die Entwicklung der Lachszuchtindustrie gestartet hat. „Dieses neue Video wirft ernste Fragen über die Auswirkungen der industriellen Zucht von Lachsen auf das Tierwohl auf“, betont Sarah Moyes, Sprecherin von OneKind, im Gespräch mit The Ferret.