In den letzten Jahren hat das Thema Massentierhaltung weltweit immer mehr an Relevanz hinzugewonnen. Immer mehr Menschen und auch Unternehmen setzen sich in diesem Zuge verstärkt für das Tierwohl bei der Nahrungsmittelproduktion ein - so hat beispielsweise die Discounter-Kette Aldi zuletzt angekündigt, auf eine höhere Qualität bei der Wurstproduktion achten zu wollen.
Während vor ein paar Jahren bereits Aufnahmen aus einer schottischen Lachs-Zucht für Furore gesorgt haben, kursieren aktuell Berichte, die katastrophale Zustände bei der Lachszucht vor den Küsten Islands ins Licht der Öffentlichkeit rücken. Die Tiere, die dort unter denkbar schlechten Bedingungen leben, landen letztendlich auch auf deutschen Tellern.
Tierhaltung unter schlechten Bedingungen
Deutschland konsumiert laut Angaben der Frankfurter Rundschau 234.847 Tonnen Alaska-Seelachs und 224.344 Tonnen Lachs pro Jahr (Stand: 2022). Wie der Spiegel und auch die BILD-Zeitung berichten, kommt ein großer Teil davon aus Island, wo die beiden Großkonzerne Anarlax und Arctic Fish vor den KüstenMillionen Tiere züchten. Allerdings geschieht dies nicht unter den besten Bedingungen, was mittlerweile eine Menge öffentlicher Kritik hervorgerufen hat.
In Netzen von gerade einmal 35 Metern Durchmesser werden etwa 120.000 Lachse gehalten, die dort dicht an dicht ihre Kreise ziehen. Obwohl die Tiere geimpft werden, erkranken sie deutlich häufiger als wildlebende Tiere, wie Expert:innen erklären. Besonders verheerend ist dabei der Befall durch Lachsläuse, aufgrund dessen erst Ende des vergangenen Jahres eine Million Lachse getötet werden mussten. Die in den Netzen lebenden Tiere seien darüber hinaus in einem extrem schlechten Zustand, wie etwa Aktivistin Veiga Grétarsdóttir bemängelt. Die von Bakterien und Parasiten zerfressenen Lachse gleichen ihren Angaben zufolge vielmehr "Zombie-Lachsen".
Besserung der Situation in Sicht?
Auch die Tatsache, dass es immer wieder Tiere schaffen, aus den Netzen in die Wildnis zu entkommen, sei ein großes Problem, wie es weiter heißt. Die Zuchtlachse vermischen sich mit den wilden Lachsen, deren Population in den letzten einhundert Jahren ohnehin schon drastisch gesunken ist. Die wilden Lachse kehren jedes Jahr an ihren Geburtsort zurück, um dort zu laichen. Die Misch-Lachse können sich jedoch äußerst schlecht orientieren und schaffen dies nicht, was dafür sorgt, dass der Bestand weiter drastisch sinkt. Mittlerweile soll es deutlich mehr Zucht- als Wildtiere geben.
Ob sich die Situation demnächst bessern wird, ist jedoch fraglich - für Island bedeutet die große Nachfrage nach Lachs ein Millionengeschäft, das einen Aufschwung der Wirtschaft verspricht. Bis 2030 planen die Lachs-Konzerne daher eine Verdopplung der Produktion.
Der Konsum von Tierprodukten, insbesondere Fleisch, sorgt schon seit Jahren für Diskussionen. Auch aus Gründen des Klimaschutzes fordern Expert:innen und Aktivist:innen bereits seit längerem, weniger Fleisch zu konsumieren - so ist im Rahmen einer Studie etwa getestet worden, ob abschreckende Bilder auf Fleischprodukten, wie sie etwa bereits auf Zigarettenpackungen üblich sind, Verbraucher:innen dazu bewegen könnten, weniger Fleisch zu konsumieren.
Auch interessant:
⋙ Rückruf gleich mehrerer Wurst-und Fleischprodukte: Listerienbefall möglich
⋙ Klimawandel: Kommt jetzt ein Grenzwert für den Fleischkonsum?
⋙ Cem Özdemir: Neue Details zur potenziellen Fleischsteuer bekannt
Verwendete Quellen:
BILD: "Invasion der Zombie-Lachse!: Ist das der Fisch, den wir auf den Tisch bekommen?"
Spiegel: "Aquakultur in Island Invasion der Zombielachse"
Frankfurter Rundschau: "Invasion der 'Zombielachse' – jetzt folgt Warnung vor degenerierten Fischen"