Gemeinsame Recherchen von Spiegel und dem Norddeutschem Rundfunk (NDR) haben neue Entdeckungen in der Fleischindustrie ans Licht gebracht: Durch eine neue Forschungsmethode soll es gelungen sein, Separatorenfleisch in Wurstwaren nachzuweisen.
Separatorenfleisch mit neuer Methode in Wurstwaren nachgewiesen
Bei Separatorenfleisch handelt es sich um ein billiges Restprodukt. Dabei handelt es sich nicht nur um Fleisch, sondern auch Muskulatur, Fett und Bindegewebe des Tieres werden verwurstet - Tierteile, die sonst nicht verwertet werden.
Dieses ist nicht verboten und soll auch nicht gesundheitlich schädlich sein, doch sollte es, wie gesetzlich vorgeschrieben, auf dem Produkt vermerkt sein.
Denn dabei handelt es sich nicht mehr wirklich um Fleisch, wie der ehemalige Metzgermeister Franz Voll in der Reportage von Spiegel und NDR erklärt. Er sagt zudem:
Es ist ja auch kein Fleisch. Das Zeug ist einfach ekelhaft und in jedem Fall minderwertig.
Die Methode bezieht sich zurzeit noch auf Hühnerfleisch. Mithilfe einer neuen Untersuchungsmethode soll es möglich geworden sein, Knorpel aus Bandscheiben in Wurstwaren nachzuweisen.
Große Marken fallen bei den Tests bei Spiegel und NDR durch
Von 30 Aufschnittprobem, die der Spiegel und NDR ins Labor geschickt haben, konnte laut Reportage in neun Proben Separatorenfleisch nachgewiesen werden. Darunter Wiesenhof, Gutfried, Rewe Bio. In der Reportage heißt es:
Fünf der neun positiv getesteten Produkte stammen von einem Betrieb der Tönnies Unternehmensgruppe. Außerdem waren 2 Wurstsorten von Franz Wiltmann und je ein Produkt von Wiesenhof und der Mecklenburger Landpute dabei.
Während keines der Unternehmen einem Interview mit dem Spiegel und dem NDR zugestimmt haben soll, dürften sie aber schriftlich erklärt haben, dass sie in ihren Produkten kein Separatorenfleisch einsetzen würden.
Die Ergebnisse sollen sich laut Labor nicht auf geringe Mengen, sondern auf große Mengen beziehen, weshalb die Forscher:innen von Separatorenfleisch ausgehen.
Laut Verbraucherschutz würde es sich dabei um Betrug handeln
Vom Standpunkt der Verbraucherschützer:innen aus, würde es sich dabei um Betrug an den Verbraucher:innen handeln. So erklärt z.B. Matthias Wolfschmidt von Foodwatch in der Spiegel-NDR-Reportage:
Die Ware ist nicht verkehrsfähig, müsste aus den Regalen geräumt werden und entweder entsprechend korrekt gekennzeichnet oder dürfte überhaupt nicht mehr verkauft werden.
Auch die juristische Meinung ist eindeutig: Wenn die Firmen vorsätzlich handeln, würde es sich dabei um Betrug handeln. Auch wenn die Methode zur Überprüfung noch neu ist und noch weitere Tests notwendig sind, schenkt sie Hoffnung auch beim Landesamt für Lebensmittelsicherheit.
Mitarbeiter Matthias Denker ist davon überzeugt, dass manche Unternehmen aus Profitgründen Vorgänge, die gesetzlich nicht erlaubt sind, durchführen, solange etwas nicht nachgewiesen werden kann. Sobald dies aber der Fall ist, würde es gelassen werden.
Was können Verbraucher:innen machen?
Wenn man auf der sicheren Seite sein möchte, wenn man Wurstwaren kauft, sollte man am besten zum Metzger gehen, der noch selbst produziert. Im Supermarkt sollten am besten Lyoner und Mortadella vermieden werden, denn in diesen Produkten wurde offenbar besonders oft Separatorenfleisch entdeckt. Oder aber man greift einmal mehr zu einer vegetarischen Variante.
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