Und nun ist sie trotz fragwürdiger Umstände da, die Fußball-WM in Katar und mit ihr die Frage: Wie konnte es nur soweit kommen? Zurück ins Jahr 2010: Dort fällt am 02. Dezember die Entscheidung auf Katar als Austragungsort der WM im Jahr 2022.
Warum Katar?
Weil 14 von 22 Mitgliedern des FIFA-Exekutivkomitees mit dem damaligen Präsidenten Sepp Blatter bei einer Wahl in Zürich in der vierten Runde für den Wüstenstaat stimmten und diesen damit den anderen Teilnehmerländern USA, Australien, Japan und Südkorea vorzogen.
Bereits wenige Monate später kommen Ungereimtheiten ans Licht, welche die Wahl zu Gunsten Katars beeinflusst haben sollen. Korruptionsvorwürfe gegen den damaligen Vize Präsidenten Julio Grondona wurden laut, der vor der Wahl knapp 60 Millionen Euro aus Katar erhalten haben soll. Die Vorwürfe weiten sich schnell auf insgesamt sechs ranghohe FIFA-Mitglieder aus.
Arbeitsgruppen zur Aufarbeitung der Skandale werden im Laufe des Jahres gegründet und sollen unter der Führung der Ethikkommission für eine Aufklärung der Skandale sorgen. Dennoch: Am 04. Oktober 2013 stellt FIFA-Präsident Blatter erneut klar: Die WM 2022 wird trotz allem in Katar stattfinden.
Menschenrechte verletzt
Im Sommer 2014 kommen, unter anderem von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, immer mehr Berichte über die sklavenähnlichen Zustände in Katar ans Licht, die von Franz Beckenbauer in Abrede gestellt werden.
Dieser ist in die neuen Korruptionsvorwürfe vor Beginn der WM 2014 nämlich selbst involviert. Des Weiteren ist wieder von Bestechung die Rede, in dessen Zentrum der katarische Fußballfunktionär Mohamed bin Hammam steht.
Im Abschlussbericht der Ermittlungen wird im November 2014 nur teilweise veröffentlicht und spricht Katar von groben Verstößen bei seiner Bewerbung frei. Der Chefermittler Michael Garcia hingegen äußert sich kritisch und tritt kurz nach Veröffentlichung des Berichts zurück.
Die Sache wird dingfest
Am 19. März 2015 wird die Sache dingfest gemacht: Das FIFA-Exekutivkomitee legt die Termine der WM in Katar fest und damit auch, dass diese definitiv dort stattfinden. Viele Menschen boykottieren die WM nun, da sie angefangen hat. Doch nicht nur aufgrund der Korruptionsvorwürfe, es gibt noch viele weitere Missstände.
Darunter sind laut mehrerer Quellen massive Menschenrechtsverletzungen: Bereits vor Beginn des ersten Spiels gab es Tote im Zusammenhang der WM, wie viele genau ist unklar, da die Regierung Katars das Thema nicht mit genügend Nachdruck behandelt. Zu viele Arbeitsmigrant:innen sind im Rahmen der WM gestorben, vor allem aufgrund von Hitze und unzumutbaren Arbeitsbedingungen.
Homophobie und Nachhaltigkeit in Katar
Homosexualität ist in Katar nach wie vor illegal und somit strafbar. Nicht nur setzt man mit dem Verlagern eines so wichtigen Sportereignisses in ein Land, das nicht alle Menschen würdig behandelt, ein mehr als fragwürdiges Zeichen - der Wüstenstaat verbietet auch jegliche Zeichen der Solidarität während den Spielen.
Der Nachhaltigkeits-Aspekt: In Zeiten von Klimawandel und Ressourcenknappheit ist die Absurdität herunter klimatisierter, eigens für die WM erbauter Stadien in einem Wüstenstaat, bei dem die Durchschnittstemperatur selbst im Winter bei knapp dreißig Grad Celsius liegt, nicht zu übertreffen.
Verwendete Quellen:
meinbezirk.at: 'Warum die Fußball-WM in Katar umstritten ist'
rnd: 'Moderne Sklaverei, altertümliche Strafen und Korruption: So hart geht Rezo mit Katar ins Gericht'
watson: 'Das FIFA-Exekutivkomitee 2010 und ihre Machenschaften'