Die Ukraine-Rede des russischen Präsidenten Wladimir Putin scheint einen historischen Moment zu markieren. Nicht nur ist sie die Einleitung in einen Krieg, sondern auch über seine Körpersprache drückt er mehr aus, als man auf den ersten Blick vielleicht wahrnehmen könnte.
Körperhaltung: Warum klammert sich Putin am Tisch fest?
Tilman Billing, Experte für Rhetorik und Körpersprache, analysiert bei t-online, was die Körpersprache des russischen Herrschers zu bedeuten hat, denn auf den Laien wirkt er erst unsicher aufgrund seiner Körperhaltung:
Er sitzt schlaff, ohne Körperspannung [...] er klammert sich regelrecht mit seinen Händen an der Tischplatte fest und das hat sehr wahrscheinlich folgenden Hintergrund: Es gibt frühere Aufnahmen, bei denen man gesehen hat, wie die Füße gezuckt haben, wie die Hände gezittert haben von Putin.
Manche Beobachter:innen und Expert:innen haben in der Vergangenheit mehrfach die Krankheit Parkinson dahinter vermutet. Die Beine sind dieses Mal hinter dem großen Schreibtisch versteckt, man sieht sie gar nicht und die Hände liegen fest am Tisch, umklammern den Tischrand.
Zeitweise zuckt der Daumen hin und zurück, das ein Indiz auf Nervosität oder eben dieses Zucken, das auch in der Vergangenheit schon beobachtet wurde, zurückzuführen ist.
Auch auf seiner Kleidung fällt Tilman Billing etwas Auffälliges auf. Sein Anzug ist dieses Mal viel moderner als sonst, aber heraussticht, dass die Schultern breiter ausfallen, als "es die eigentliche Statur Putins hergibt", so der Experte.
Dadurch soll er natürlich auch noch ein Stück mächtiger, stärker, muskulöser, heldenhafter wirken.
Mimik ist nicht starr und unbeweglich wie sonst
Weiters analysiert der Experte die Mimik des russischen Präsidenten, welche einen historischen Moment markieren würde. Denn Wladimir Putin ist eigentlich Meister darin, seine Mimik zu kontrollieren - eine Technik, die er höchstwahrscheinlich während seiner Arbeit als Offizier im KGB-Geheimdienst gelernt hat.
Denn gerade im Geheimdienst, dürfen Gedanken und Ängste etc. dem Feind nicht sichtbar sein. Bisher hat der russische Präsident auch immer ein starres, unbewegliches Gesicht gezeigt.
Diesmal aber nicht: In seiner Rede zeigt er Emotionen und Gefühle, genauer gesagt zeigt er laut Tilmann Billing "Häme, Spott und Verachtung in seinem Gesicht". Und dies zu einem bestimmten Zeitpunkt, nämlich immer dann, wenn er von der Ukraine spricht, für ihn eine US-Kolonie, von Marionetten geführt.
Wladimir Putin wendet sich an die Menschen in der ehemaligen Sowjetunion, so der Experte, und er würde mit seiner gesamten Körpersprache, Gestik und Mimik das Bild des alten Kreml-Herrschers verkörpern.