Eins ist sicher: Boris Johnson dürfte als Nachfolger von Theresa May nur wenige ruhige Minuten gehabt haben. Nachdem er die Brit:innen durch die Covid-19-Pandemie mit einem nahezu katastrophalem NHS führt, kostet ihn das Partygate fast seinen Job, vor Kurzem gibt es in den eigenen Reihen dann auch noch einen Skandal, in dem es um sexuelle Belästigung geht (den beschuldigten Chris Pincher soll Johnson im Wissen um dessen Fehlverhalten trotzdem befördert haben). Dieser scheint das Fass zum Überlaufen gebracht zu haben, wie die BBC berichtet.
Rücktrittswelle bricht über Johnson herein
Innerhalb der letzten Stunden geht alles ganz schnell: Erst treten innerhalb weniger Tage Finanzminister Rishi Sunak sowie Gesundheitsminister Sajid Javid zurück, darauf folgt bis heute eine wahre Rücktrittswelle innerhalb der Tory-Partei. Mehr als 50 Abgeordnete haben bereits ihren Hut genommen.
Sunak begründet seinen Rücktritt auf Twitter mit den folgenden Worten:
Die Öffentlichkeit erwartet zu Recht, dass die Regierung ordnungsgemäß, kompetent und ernsthaft geführt wird. Mir ist klar, dass dies vielleicht mein letzter Job als Minister ist, aber ich glaube, dass es sich lohnt, für diese Standards zu kämpfen, und deshalb trete ich zurück.
Nadhim Zahawi, sein Nachfolger, ist noch Teil der Regierung. Doch auch er fordert lauthals den Rücktritt seines Premiers. Gegenüber Sky News sagt er:
Herr Premierminister, das ist nicht tragbar und es wird nur noch schlimmer werden: für Sie, für die Konservative Partei und vor allem für das Land. Sie müssen das Richtige tun und jetzt gehen.
Aus der Standhaftigkeit wird nichts
Johnson selbst will eigentlich standhaft bleiben, damit die eigene Partei nicht im Chaos versinkt. Auch seine Kolleg:innen gehen davon aus, dass der Brite nicht einfach das Handtuch wirft, die Dailymail zitiert einen MP sogar mit den Worten: "Er ist wie eine Kakerlake in einer nuklearen Apokalypse". Damit ist es nun vorbei.
Donnerstagmittag tritt Johnson unter Buhrufen vor die Presse. Zunächst tritt er als Vorsitzender der Konservativen Partei zurück. Er sagt:
Es ist nun ganz klar der Wille des Parlaments, dass ein neuer Führer in dieser Partei und auch ein neuer Premierminister da sein soll.
Der Brite zeigt sich damit einverstanden, "einen neuen Premierminister zu wählen". Er verkündet, dass es eine Woche dauern könne, bis ein Zeitplan für den Rücktritt sei und fügt hinzu: "Ich werde so lange am Platz bleiben, bis ein neuer Premierminister gewählt ist".
Johnson räumt seine Fehler nicht ein, spricht stattdessen von seinen vielen Errungenschaften, vor allem von dem Brexit und dem souveränen Umgang mit der Pandemie. Er betont, dass er traurig sei, "den besten Job der Welt" aufgeben zu müssen.
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