Das sieht nicht gut aus: Nachdem sich der Trubel so langsam gelegt hat, steht das Vakzin des britisch-schwedischen Impfstoffherstellers AstraZeneca nun schon wieder schlecht da.
Grund sind Verunreinigungen, die Forscher und Forscherinnen bei Untersuchungen feststellen. Kritische Stimmen sagen, der Impfstoff hätte überhaupt nicht zugelassen werden dürfen.
Höherer Proteingehalt, als zu erwarten wäre
Der umstrittene AstraZeneca-Impfstoff, der vor mehreren Wochen aus Sicherheitsbedenken für unter 60-Jährige Menschen ausgesetzt wird, steht erneut in der Kritik.
Ein Forschungsteam an der Universität Ulm entdeckt im Rahmen einer Studie mehr als 1000 menschliche und virale Proteine, vor allem sogenannte Hitzeschock-Proteine.
Der Proteingehalt in den drei untersuchten Chargen sei signifikant höher, als bei einem Impfstoff dieser Art zu erwarten wäre. Über die Konsequenzen ist sich die Wissenschaft uneinig.
Auswirkungen der Verunreinigung
Die Studie ist vorerst nur als Preprint veröffentlicht und lässt die Fragen nach möglichen Auswirkungen auf die Impfreaktion oder Wirksamkeit des Impfstoffes offen.
Der Leiter der Studie, Stefan Kochanek, geht nicht davon aus, dass der höhere Proteingehalt negative Auswirkungen auf Patienten hat, die den Wirkstoff erhalten. Doch er erklärt:
Extrazelluläre Hitzeschock-Proteine sind jedoch bekannt dafür, dass sie angeborene und erworbene Immunantworten modulieren und bestehende Entzündungsreaktionen verstärken können. Sie wurden zudem auch schon mit Autoimmunreaktionen in Verbindung gebracht.
Wenn auch die gefundenen Proteine keine Sicherheitsbedenken für Geimpfte bedeuten, sind Experten und Expertinnen über einen viel grundlegenderen Punkt verärgert.
Ungenügende Qualitätskontrolle
Kochanek zufolge bestätigt die ungewöhnlich hohe Anzahl an Proteinen, dass die Verfahren, die bei der Qualitätskontrolle angewendet worden sind, nicht umfangreich genug waren.
Was ihn verärgert, ist die Tatsache, dass diese Abweichung den zuständigen Kontrolleuren der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) bei der Zulassungsprüfung nicht aufgefallen sei:
Die EMA hat jetzt ein Problem.
Die seltenen, aber gefährlichen Hirnvenenthrombosen stehen laut ihm vermutlich nicht im Zusammenhang mit diesem Phänomen. Dennoch habe es an Qualitätskontrolle gemangelt.
Aus diesem Grund hätte der Impfstoff seiner Meinung nach eigentlich gar nicht zugelassen werden dürfen. Das Unternehmen selbst vertritt einen etwas anderen Standpunkt.
Demnach werde eine 100-prozentige Reinheit generell nie erreicht. Das Unternehmen arbeite zudem, wie die übrigen Impfstoffhersteller, zu den höchstmöglichen Standards.
Kochanek glaubt, dass nicht nur die Sicherheit, sondern auch die Wirksamkeit von AstraZeneca durch die Überarbeitung des Herstellungsprozesses und der Qualitätskontrolle verbessert werden kann.