Vier Tage vor der ersten Wahlrunde im französischen Wahlkampf liefern sich Marine Le Pen und Emmanuel Macron laut Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Laut der letzten L'Express-Umfrage, die am Dienstagabend, den 5. April, veröffentlicht wurde, liegt der Präsidentschaftskandidat bei 28%, während die Kandidatin des Rassemblement National auf 23% kommt. Eine Position, die sie stärker in den Vordergrund rückt, insbesondere seit dem Erscheinen dieser Kampagne, in der sie verschleiert zu sehen ist.
Marine Le Pen trägt ein Kopftuch
Auf einer Plakatwand ist Marine Le Pen mit einem smaragdgrünen Kopftuch verschleiert. Daneben klebt der Pariser Straßenkünstler Jaeraymie seine Plakate. "In Wahlkampfzeiten werden die Kandidaten dazu neigen, ihre Aussagen zu glätten. (...) Die Idee des Projekts ist es, Personen und politische Persönlichkeiten zu malen, die Gruppen stigmatisieren", erklärt er der Zeitung Le Parisien. So machte er sich einen Spaß daraus, die Geschichte der Präsidentschaftskandidat:innen für 2022 umzuschreiben.
Für Le Pen könnte die Geschichte so gelesen werden: Nach der Niederlage ihres Vaters 2002 gegen Jacques Chirac sieht sie das Aufkommen des Rassismus in Frankreich. Im Bruch mit ihrem Vater Jean-Marie Le Pen beschließt sie daraufhin, sich in Calais niederzulassen, wo sie ein Auffanglager für Flüchtlinge eröffnet und verkündet, zum Islam konvertiert zu sein: Sie trägt also einen Schleier. Diese Geschichte ist nicht real, aber sie lädt die Franzosen und Französinnen dazu ein, über die Aussagen und den Werdegang jedes Kandidaten nachzudenken. Aus diesem Grund ist sie nicht die einzige, deren Geschichte von Jaeraymie verändert wurde.
Macron und die anderen Kandidat:innen
Eric Zemmour, der bereits über eine berufliche Neuorientierung nachdenkt, wurde ebenfalls als ein zum Islam konvertierter Mann mit einem Fez (traditionelle muslimische Kopfbedeckung) und einem langen Bart dargestellt. Valérie Pécresse wurde als Aktivistin für LGBTQIA+-Rechte dargestellt. François Hollande, der sich über "Zahnlose" lustig gemacht hatte, wird nun selbst zu einem. Nicolas Sarkozy, der versprach, die Vorstädte mit dem Kärcher zu säubern, wird unter dem Pinsel von Jaeraymie zu einem Mediator in den Brennpunkten.
Emmanuel Macron wird in einer gelben Weste mit einem geschwollenen Auge dargestellt, das durch ein Gummigeschoss verursacht wurde. Eine Polizeiwaffe, die "während der Demonstrationen" zahlreiche Opfer gefordert hat, wie der Künstler feststellt und kommentiert: "Es war ein Mittel, um die Leute vielleicht dazu zu bringen, die Debatte aufzugreifen, nachzudenken, die Vorschläge der Kandidaten in die richtige Perspektive zu rücken...".