Der Fall Émile: Laut Anwältin des Opas wurde der Tag des Gewahrsams nicht zufällig gewählt

Die Ermittlungen zur Aufklärung des Todes des kleinen Émile dauern an. Vier Mitglieder der Familie Vedovini, darunter die Großeltern, wurden im März 2025 in Polizeigewahrsam genommen und anschließend ohne Anklage wieder freigelassen. Das Datum ihrer Festnahme wird von ihrer Anwältin als Beweis für ihren guten Willen angeführt.

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© Screenshot France 2
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Es sind bald zwei Jahre vergangen, seit der kleine Émile Soleil im französischen Haut-Vernet verschwand, während er bei seinen Großeltern Urlaub machte. Trotz umfangreicher Maßnahmen zur Klärung der genauen Umstände seines Verschwindens scheinen die Ermittlungen nur sehr langsam voranzukommen. Zu den wenigen gesicherten Informationen gehören sein Tod sowie die Tatsache, dass es sich nicht um einen Unfall handelte. Denn sein Schädel, einige Knochen und Kleidungsstücke wurden gefunden: Die Ermittlungen haben kürzlich ergeben, dass diese Gegenstände absichtlich bewegt wurden. Nach dieser Entdeckung wurden am 25. März 2025 die Großeltern sowie ein Onkel und eine Tante von Émile in Polizeigewahrsam genommen. Auch ein Blumenkasten spielte zwischenzeitlich eine große Rolle.

Die Gründe für den Polizeigewahrsam der Familie Vedovini

Die vier Mitglieder der Familie Vedovini wurden wegen "vorsätzlicher Tötung" und "Verheimlichung einer Leiche" in Polizeigewahrsam genommen. Laut einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft "erfolgt dieser Gewahrsam im Rahmen einer Phase der Überprüfung und Gegenüberstellung von Elementen und Informationen, die im Verlauf der vergangenen Monate gesammelt wurden". Parallel dazu durchsuchten Ermittler:innen der Gendarmerie-Sondereinheit aus Marseille die Familienvilla.

Nach fast zwei Tagen in Gewahrsam – 46 Stunden für Philippe Vedovini, der als Hauptverdächtiger gilt und auch vom Priester verdächtigt wurde, 47 Stunden für Marthe Vedovini, 45 Stunden für den Onkel und ebenso lange für dessen Schwester – wurden alle wieder auf freien Fuß gesetzt, ohne dass Anklage erhoben wurde. "All das für nichts", beklagt Isabelle Colombani, die Anwältin von Philippe Vedovini, in einem Interview mit France 3Provence-Alpes-Côte d’Azur und hebt die "katastrophalen Auswirkungen" auf "familiärer, moralischer, beruflicher und materieller Ebene" hervor.

Der Glaube als Begründung für die Unschuld der Großeltern

Zur Unterstützung ihrer Verteidigung berief sich die Familie Vedovini auf religiöse Gründe. Die Familie ist dafür bekannt, sehr gläubig zu sein und einen stark religiös geprägten Lebensstil zu führen. Sie fährt regelmäßig mehr als 20 Kilometer, um an der Messe in einer Kapelle in Aix-en-Provence teilzunehmen. Am 7. Februar organisierte sie zudem eine "Messe für den Frieden", wie es der Vorstehende der Basilika Sainte-Marie-Madeleine in Saint-Maximin ausdrückte, der ebenfalls in der Reportage von France 3 zu Wort kam.

Die Anwältin von Philippe Vedovini plädiert daher auf dessen Unschuld und bringt seinen Glauben als Argument vor. Die Zeitspanne, in der er in Gewahrsam war, könne seine Redlichkeit belegen: Sie fiel in "eine wichtige Zeit im Leben eines Christen – den Monat der Fastenzeit", eine Phase der Abkehr von materiellen Gütern zugunsten des Gebets. "Das ist ein Monat, in dem man natürlich keine Sünden begehen darf – also stellen Sie sich vor, man nimmt Sie in dieser Zeit in Gewahrsam und fragt Sie, ob Sie lügen. Und wenn Sie lügen, begehen Sie eine Sünde – und zwar eine unverzeihliche."

Zur Erinnerung: Frankreich ist ein laizistischer Staat, in dem religiöse Argumente nicht als Beweis für Unschuld gelten können.

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Verwendete Quelle:

France 3 Provence-Alpes-Côte d’Azur: Mort du petit Émile : que sait-on de la famille Vedovini ? Les derniers éléments de l'enquête

Aus dem Französischen übersetzt von Femme Actuelle

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