Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban ist vergangene Woche die EU-Ratspräsidentschaft übertragen worden. Als solcher sieht er sich nun als Vermittler zwischen der Ukraine und Russland, die sich bereits seit über zwei Jahren in einem militärischen Konflikt befinden. Im Rahmen einer selbst als solche betitelten "Friedensmission", von der sowohl die Tagesschau, als auch die BILD-Zeitung sowie ntv berichten, hat es den ungarischen Regierungschef nach einem Besuch beim ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Freitag auch nach Russland verschlagen.
Als Grund für die Dringlichkeit seiner Reise nennt er die wachsende Brutalität an der Kriegsfront. Es gebe mehr Waffen und Russland sei deutlich entschlossener, wie Orban deutlich macht. "Die nächsten zwei, drei Monate werden viel brutaler sein, als wir denken." Zudem sei der Krieg "sehr schlecht" für Europa, das laut Orban eine "Kriegspolitik" habe - vor allem Wirtschaft und Bevölkerung leiden darunter, so der ungarische Ministerpräsident.
Russland laut Orban unbesiegbar
Wie Ungarns Staatschef im Gespräch mit der BILD-Zeitung weiter erklärt, sehe er für den Krieg keine Lösung auf militärischer Ebene mehr. "Leute, wir, die Welt, wollen Frieden", sendet er eine deutliche Botschaft an beide Kriegsparteien. "Hört auf, euch gegenseitig umzubringen. Lasst uns anfangen zu verhandeln."
Es sei derweil utopisch zu glauben, dass Russland tatsächlich besiegt werden könnte, so Orban weiter. Wenn man sich Putins Ausrüstung und Kriegsmaschinerie anschaue, könne Putin "nicht verlieren". "Russland zu besiegen ist ein Gedanke, der schwer vorstellbar ist." Im Grunde, so der Staatsmann, wissen beide Seiten, dass es für alle Beteiligten besser wäre, "wenn schon morgen früh kein Russe und kein Ukrainer sterben würde“.
Orban wünscht sich Trump zurück ins Weiße Haus
Über Russland, so Viktor Orban, wisse kaum jemand auf der Welt mehr, als Ungarn. Sie seien in vielen Bereichen "anders als wir" - und eben auch in ihrem Verständnis "von Freiheit und [...] nationaler Souveränität". Genau das habe auch die ehemalige deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel verstanden - wäre sie noch Kanzlerin, hätte Putin die Ukraine nicht angegriffen, ist sich Orban sicher.
Nun hofft er auf den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, der aktuell darum kämpft, erneut ins Weiße Haus einzuziehen. Bereits mehrfach hat der Republikaner verkündet, den Krieg in der Ukraine im Falle eines Wahlsieges innerhalb kürzester Zeit beenden zu wollen - erst kürzlich ist ein Bericht darüber öffentlich geworden, der besagt, Trump wolle einen Deal mit Putin schließen, der unter anderem Gebietsabtretungen vonseiten der Ukraine beinhalten soll.
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Verwendete Quellen:
BILD: "Ungarns Ministerpräsident Orban exklusiv in BILD: Das hat mir Putin über den Krieg gesagt"
ntv: "Premier sieht Eskalation kommen Orban: Unter Merkel hätte Putin den Krieg nicht begonnen"
Tagesschau: "Besuch bei Putin in Moskau Orban inszeniert sich als Vermittler"