Überall hört man die Sirenen der Ambulanzen. Verletzte werden weggekarrt und Verletzte auf dem Rücken von Helfern in die Krankenhäuser transportiert. Es herrscht weiterhin Chaos, die genaue Zahl der Opfer zu bestimmen ist auch am Morgen danach schier unmöglich. Es sind Frauen, Männer und Kinder: Mindestens 85 verstorben und 150 verletzt. Die Bomben explodierten in der Menge an verzweifelten Menschen, welche entgegen alle Wahrscheinlichkeit hofften, noch einen Platz in einem letzten Evakuierungsflugzeug zu bekommen. Auch 13 US-Soldaten, die den Flughafen bewachten, fielen dem Anschlag zum Opfer.
"Überall um uns herum flogen Menschen durch die Luft"
Ein Augenzeuge erzählt der Tagesschau:
Da wo wir standen, war plötzlich eine Explosion. Mein Bruder und ich wurden zu Boden geschleudert. Überall um uns herum flogen Menschen durch die Luft, überall abgerissene Körperteile, Hirnmasse, Blut. Die Leute begannen panisch wegzurennen, bestimmt 400 bis 500 Menschen. Wir haben Verwundete herausgetragen, meine Kleidung ist komplett blutbesudelt.
Direkt an den Toren des Flughafens hatten sich zwei Selbstmordattentäter inmitten der Menschenmassen in die Luft gesprengt. Weitere Täter schossen nach den Explosionen mit Sturmgewehren in die Menge. Und in einem anderen Teil der Stadt ging ein weiterer Sprengsatz in die Luft. Es handelt sich um ein nahe gelegenes Hotel, in welchem britische Staatsbürger und gefährdete Afghaninnen und Afghanen auf ihre Evakuierung nach Großbritannien vorbereitet werden.
Es lag bereits eine Drohung vor
Inzwischen hat sich die Terrororganisation "Islamischer Staat" zu dem blutigen Anschlag bekannt. In Afghanistan agiert der IS unabhängig von den Taliban und setzt sich für eine noch extremere Auslegung des Islam ein. Zuletzt hatte es immer mehr Warnungen vor potentiellen Terroranschlägen der Terrormiliz am Flughafen gegeben.
Die US-Botschaft in Kabul hatte zuletzt alle amerikanischen Bürger:innen gewarnt, das Gebiet rund um den Flughafen aufzusuchen. Erst gestern Morgen erklärte das britische Verteidigungsministerium eine Drohung eines "ernsthaften, unmittelbaren, tödlichen Angriffs" erhalten zu haben.