Vor gut einer Woche haben die islamistischen Taliban die Macht in Afghanistan übernommen. Der erste öffentliche Auftritt des Sprechers der Gruppe liegt nicht mal eine Woche zurück. Dem UN-Menschenrechtsrat in Genf liegen Berichte von willkürlichen Hinrichtungen der Zivilisten und ehemaligen Angehörigen der Sicherheitskräfte des Landes vor. So äußerte sich die UN-Hochkommissarin Michelle Bachelet bei einer Dringlichkeitssitzung der Vereinten Nationen (UN) zur düsteren Lage in Afghanistan.
Frauen und Mädchen bereits eingeschränkt
So berichtet Bachelet gegenüber der Deutschen Welle, dass der Bewegungsspielraum von Frauen in manchen Regionen bereits eingeschränkt sei. Auch Mädchen sind betroffen und dürfen teilweise nicht mehr zur Schule gehen. Während friedliche Proteste der Bevölkerung unterdrückt werden, hole man Minderjährige zum Waffendienst ab. Der Rat stützt diese Informationen über die humanitäre Lage auf glaubhafte Berichte. Darunter sind, neben Aussagen von Hilfsorganisationen vor Ort, auch einschlägige Videos und Augenzeugenberichte. Im Gremium bezweifelt niemand die Glaubhaftigkeit dieser Berichte.
Die UN-Menschenrechtskommissarin betonte, das Vorgehen der Islamisten müsse systematisch und aufmerksam verfolgt werden. So bestünden hohe Risiken für Frauen, Journalist:inn:en und die neuen Leitfiguren der Zivilgesellschaft, führte Bachelet weiter aus. Auch die ethnischen und religiösen Minderheiten des Landes seien hoher Gefahr ausgesetzt, sagte Bachelet.
Die Lage ist "unsicher und düster"
Auch der afghanische Gesandte bei den UN Nasir Ahmad Andisha beschrieb in Genf die Situation in seiner Heimat als "sehr unsicher und düster". Der hochrangige Diplomat berichtete, dass Millionen von Menschen in Afghanistan um ihr Leben fürchteten. So sollen Berichte über systematische Hausdurchsuchungen vorliegen.
Die UN-Hochkommissarin Bachelet forderte die Taliban auf, die Menschenrechte zu respektieren und sozialen Zusammenhalt und Versöhnung zu fördern. Eine besondere Bedeutung würde der Behandlung von Mädchen und Frauen zukommen. So sollten ihre Rechte, wie beispielsweise das Recht auf Bildung, eingehalten werden. Außerdem rief Bachelet andere Staaten dazu auf, sichere Wege für afghanische Flüchtlinge und Migranten zu schaffen. So sollten Asyl- und Umsiedlungsprogramme erweitert werden.