Es sind keine leichten Zeiten für den Chef des Robert-Koch-Instituts. Angesichts des explosionsartigen Anstiegs von Covid-19-Neuinfektionen redet sich der Forscher nun in Rage und zeichnet ein düsteres Szenario, sollte die Bundesrepublik nicht bald wieder Herr über die Lage werden.
Covid-19: Auch Apotheker:innen sollen impfen können
Bei einer Diskussionsveranstaltung, deren zentrales Thema die Corona-Krise ist, macht der Präsident des Robert Koch-Instituts mehr als deutlich, dass wir spätestens in den nächsten Wochen geradezu auf eine Katastrophe hinzusteuern, wenn sich eine ganze Reihe an Dingen nicht ändern wird.
Insbesondere die Tatsache, dass es momentan nur einem begrenzten Personenkreis (u. a. Ärzt:innen, Pflegekräfte und Arzthelfer:innen) gestattet ist, die Impfung zu verabreichen, sei nicht mehr hinnehmbar:
Wir sind in einer Notlage, und in einer Notlage muss man bestimmte Dinge großzügig gestalten. Ich sag das jetzt mal ganz klar: Es muss jetzt Schluss sein, dass irgendwer irgendwelchen anderen Berufsgruppen aufgrund von irgendwelchen Umständen nicht gestattet zu impfen. Jeder Mann und Maus, der impfen kann, soll jetzt gefälligst impfen. Sonst kriegen wir diese Krise nicht in den Griff.
Auch ein Festhalten an der 3G-Regel sei unter den momentan Umständen einfach nicht mehr mit gutem Gewissen vertretbar:
Wir dürfen denen, die sich nicht impfen lassen, wirklich nicht die Chance geben, die Impfung zu umgehen, zum Beispiel, indem sie sich freitesten lassen. Wir werden wirklich ein sehr schlimmes Weihnachtsfest haben, wenn wir jetzt nicht gegensteuern.
Klare Kritik in Richtung Politik
Probleme im Umgang mit der Pandemie sieht der Arzt aber nicht nur innerhalb der deutschen Bevölkerung, auch die Politik habe zu der misslichen Gesamtlage beigetragen:
Ich kann nach 21 Monaten es auch schlichtweg nicht mehr ertragen, dass es nicht vielleicht erkannt wird, was ich unter anderem sage und auch viele andere Kolleginnen und Kollegen!
Der RKI-Chef bemängelt insbesondere die Entscheidung, viele Maßnahmen zu früh wieder abgeschafft zu haben, darunter fällt u. a. die Wiederöffnung von Clubs oder auch die Erlaubnis, wieder Großveranstaltungen organisieren zu dürfen.
Weihnachten könnte angesichts der angespannten Lage ausfallen
Problematisch wäre vor allem, dass die offiziellen Zahlen zwar schon erschreckend seien, die Dunkelziffern aber wohl noch viel höher liegen. Der Wissenschaftler rechnet damit, dass die Werte eigentlich doppelt, wenn nicht sogar dreifach so hoch angesetzt werden müssten.
Besonders tragisch sei, dass durch die steigenden Neuinfektionen auch immer mehr Todesfälle verzeichnet werden. Mittlerweile stirbt fast 1 % aller Corona-Infizierten. Bei mehr als 50.000 Neuinfektionen am Tag würden ungefähr 400 Menschen an dem Virus sterben, selbst, wenn diese im Krankenhaus medizinisch versorgt werden. Diesen Umstand beschreibt Wieler mit den Worten: "Das Kind ist in den Brunnen gefallen."
Ähnlich wie Karl Lauterbach denkt auch er, dass die Lage in den Krankenhäusern, die schon jetzt komplett überlastet sind, sich nicht sobald entspannen werde, im Gegenteil:
Die Versorgung ist bereits in allen Bundesländern nicht mehr der Regel entsprechend. Sie sehen, die Prognosen sind super düster. Sie sind richtig düster.
Vielleicht könnten die Neuigkeiten, dass es wohl bald einen Totimpfstoff geben wird, ja wenigstens ein paar Impfskeptiker überzeugen und dazu führen, dass selbst eine mögliche Infektion keine fatalen Folgen mehr hätte.