Radioaktive Wildschweine: Der Grund ist endlich klar

Seit Jahren fragten sich Forscher:innen, aus welchem Grund Wildschweine 37 Jahre nach der Atomkatastrophe in Tschernobyl immer noch radioaktiv belastet sind. Teams von zwei Universitäten konnten dieses Rätsel jetzt lösen.

Eine Wildschweinherde
© kristianbell@Getty Images
Eine Wildschweinherde

1986 fand das Atomunglück in Tschernobyl statt. Eine radioaktive Wolke zog über ganz Europa und verseuchte Tiere und Böden. Einige Lebensmittel sowie Fleischsorten durften für einige Zeit nicht verzehrt werden. Noch immer ist diese Angst nicht vorbei, denn zuletzt wurde gar eine steigende Radioaktivität am Reaktor gemessen.

Während andere Wildtiere, wie zum Beispiel Rehe, schon längst nicht mehr kontaminiert sind, ist dies bei Wildschweinen nicht der Fall. Die Forscher:innen standen vor einem Rätsel, dem sogenannten "Wildschwein-Paradoxon", und konnten sich nicht erklären, was der Grund dafür ist. Dieses Rätsel wurde jetzt von Forscher:innen der Technischen Universität Wien und der Leibniz Universität Hannover gelöst.

Radioaktivität ist auf Atomwaffentests zurückzuführen

Im Mittelpunkt der Forschungen stand das Isotop Cäsium-137, mit einer Halbwertszeit von rund 30 Jahren. In Wildschweinen ist die Belastung aber immer noch nicht gesunken, sodass die Forscher:innen auf die Idee kamen, auch Cäsium-135 zu messen, das ebenfalls freigesetzt wird und eine erheblich längere Halbwertszeit besitzt.

Die Teams dieser beiden Universitäten fanden so heraus, dass das Atomunglück von Tschernobyl nicht für die Radioaktivität der Wildschweine verantwortlich ist, sondern Atomwaffentests, die Mitte des 20. Jahrhunderts durchgeführt wurden. In einigen Proben lag deren Belastungsanteil bei bis zu 68 Prozent.

Wildschweine essen gerne Hirschtrüffel

Sozusagen die Übeltäter für die radioaktive Belastung sind Hirschtrüffel, unterirdisch wachsende Pilze. Wildschweine graben diese aus der Erde aus und fressen sie gerne. Das radioaktive Cäsium reichert sich in diesen Pilzen aber mit einer starken Verzögerung an, da es pro Jahr nur etwa einen Millimeter nach unten geht.

Hirschtrüffel sind erst in 20 bis 40 Zentimetern Tiefe zu finden, sodass es viele Jahre gebraucht hat, damit die Radioaktivität der Atomwaffentests bei ihnen ankam. Diese Trüffel sind somit sogar doppelt belastet und bleiben es auch noch lange, da sich das von Tschernobyl freigesetzte Cäsium dort erst noch hinbewegen muss.

Verwendete Quellen:

Bild: Rätsel um radioaktive Wildschweine gelöst

Euronews: Tschernobyl: Warum sind Wildschweine stärker radioaktiv als andere Tiere?

National Geographic: Wildschwein-Paradoxon: Rätsel um radioaktive Wildschweine gelöst

Grausame Natur: So gruselig können Tiere aussehen! Grausame Natur: So gruselig können Tiere aussehen!