In Deutschland ist schätzungsweise jeder fünfte Corona-Patient, dessen Infektion ohne Symptome verläuft, von Long Covid betroffen. Zu den häufigsten Symptomen gehören Erschöpfungserscheinungen, anhaltender Husten und Atemnot, Kopfschmerzen sowie Schmerzen in Muskeln, Brust und Gelenken. Aktuelle Studien zeigen jetzt, dass das Coronavirus auch die Blut-Hirn-Schranke überwinden und das Nervensystem befallen kann.
"Darauf ist unsere Immunabwehr vorbereitet"
Die Gutenberg-Covid-19-Studie der Universitätsmedizin Mainz hat sich mit dem Thema Long Covid beschäftigt und festgestellt, dass rund 40 Prozent der Teilnehmer über einen längeren Zeitraum über Long-Covid-Symptome geklagt haben. Wobei Kinder und Jugendliche seltener von den Spätzeitfolgen betroffen waren und Frauen häufiger Symptome zeigten als Männer.
Dass auch das Nervensystem von Long Covid betroffen sein kann, ist neu, fairerweise muss man aber sagen, dass die ganze Forschung zu Covid-19 und den Folgen einer Infizierung noch neu ist. Paul Lingor ist Oberarzt der Klinik für Neurologie am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München und hat in einer Veranstaltung des Science Media Center erste Informationen dazu gegeben.
Dass Viren die menschliche Blut-Hirn-Schranke überwinden, ist nicht ungewöhnlich. Darauf ist unsere Immunabwehr vorbereitet, es gibt hier eine hohe Regenerationsfähigkeit.
Nachweis ist bei lebenden Menschen sehr selten
Die Fälle, in denen das Virus dem Nervensystem geschadet habe, sei ausschließlich bei Patienten aufgetreten, die einen schweren Verlauf hatten und letztlich an der Infektion gestorben sind. Zudem haben schwererkrankte Patienten ein Protein aufgewiesen, das – ähnlich wie bei Demenzkranken – auftaucht, wenn die Gehirnzellen absterben. Bei denjenigen, die einen milderen Verlauf hatten, sei der virale Nachweis hingegen in nur wenigen Fällen erbracht worden.