Der Gesundheitsökonom der SPD Karl Lauterbach drängt die Ständige Impfkommission (STIKO), ihre Impfempfehlung für Minderjährige erneut zu überdenken. Führende Kinderärzte und -ärztinnen stimmen ihm nicht zu.
Lauterbach sieht erhöhtes Risiko bei Delta
Zuvor hatte die Expertengruppe beschlossen, keine allgemeine Impfempfehlung für Unter-18-jährige auszusprechen, weil Kinder und Jugendliche nicht besonders anfällig für Covid-19 sind.
Lauterbach zufolge soll die Delta-Variante, die sich zurzeit mit hoher Geschwindigkeit in mehreren Ländern ausbreitet, allerdings eine größere Gefahr für Kinder und Jugendliche darstellen.
Kein Zuspruch für Lauterbach
Führende Kinder- und Jugendmediziner und Medizinerinnen widersprechen der Forderung Lauterbachs. Sie wollen sich an die Empfehlung der STIKO halten.
Im Gespräch mit der Rheinischen Post erklärt der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Jörg Dötsch, warum er Lauterbachs Sorgen nicht teilt:
Wir Kinder- und Jugendärzte folgen der Einschätzung der Ständigen Impfkommission. Diese hat prinzipiell die Corona-Impfung für Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren nur bei bestimmten Vorerkrankungen empfohlen.
Dötsch räumt daraufhin ein, dass in Einzelfällen Eltern und Ärzte gemeinsam entscheiden könnten, ob eine Impfung nötig sei, doch es solle eben auch niemand gezwungen werden.
Gesundheitsrisiken für Kinder nicht erheblich
Laut dem Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin an der Uniklinik Köln berufen sich die Experten und Expertinnen bei ihrer Einschätzung der Lage auf fehlende Daten.
Denn es sei schlichtweg nicht belegt, dass die Delta-Variante eine außergewöhnlich hohe Gefahr für Kinder darstellt. Dötsch vergleicht die Corona-Erkrankung bei Kindern mit einer Grippe:
Die Sterblichkeitsrate und Erkrankungsschwere von Kindern und Jugendlichen nach einer Corona-Infektion ist ähnlich niedrig wie bei der saisonalen Grippe. Bislang gibt es keine Hinweise darauf, dass die Delta-Variante oder eine andere Variante das ändert.