Während der Krieg in der Ukraine seit sechs Monaten tobt und die internationalen diplomatischen Beziehungen zu Russland erheblich erschüttert hat, taucht auf dem europäischen Kontinent ein weiterer Konflikt auf. Diesmal steht die Balkanregion im Mittelpunkt.
Starke Spannungen zwischen dem Kosovo und Serbien
"Die KFOR ist darauf vorbereitet, einzugreifen, wenn die Stabilität im Norden des Kosovo gefährdet wird", berichtet die NATO am 31. Juli in einer Mitteilung. Die Organisation bezieht sich hierbei auf ihre Kräfte, die seit 1999 im Land stationiert sind und von den Vereinten Nationen beauftragt wurden.
Die Polizei im Kosovo wird kürzlich von Serben beschossen. Der Grund dafür ist die Errichtung von Barrikaden an der Grenze des Landes auf Straßen, die nach Serbien führen. Eine neue Grenzpolitik der Regierung ist der Grund für die Auseinandersetzung, berichtet Le Parisien.
Bald ein neuer Krieg in Europa?
Mit diesen Barrikaden will Pristina, die Hauptstadt des Kosovo, die Einreise von Serben in ihr Gebiet einschränken, indem sie Menschen dazu zwingt, bei ihrem Aufenthalt im Land ein befristetes Dokument vorzulegen. Im Gegenzug verlangt Albin Kurti, der serbische Premierminister, das Gleiche von den Kosovaren, da Serbien die 2008 ausgerufene Unabhängigkeit Pristinas nicht anerkennt. Die Serben im Kosovo bleiben somit loyal gegenüber Belgrad, von dem sie finanziell abhängig sind.
Die Spannungen zwischen den beiden Republiken sind beunruhigend. Der serbische Präsident Aleksandar Vucic sagt laut Le Parisien, dass die Situation im Kosovo für die dort lebenden Serben "noch nie so komplex" gewesen sei. Er behauptet außerdem, dass "Serbien gewinnen wird", wenn es angegriffen wird. Der serbische Premierminister beschuldigt seinen Gegner, "Unruhen" zu entfachen, und versichert, dass "die nächsten Stunden, Tage und Wochen schwierig und problematisch sein können".
Die NATO ist in Alarmbereitschaft
Die NATO ist bereit, einzugreifen. Vorerst ruft sie beide Seiten dazu auf, die Verhandlungen fortzusetzen. Aus europäischer Sicht kündigt die Regierung im Kosovo im Juli an, sich um die Aufnahme in die Europäische Union zu bewerben. Serbien, das sich seit zehn Jahren um die Mitgliedschaft bewirbt, hat eine unklare Position in Bezug auf die russische Invasion in der Ukraine.
Die Regierung verurteilt die Invasion zwar offiziell, schließt sich jedoch nicht den Sanktionen gegen Moskau an. Außerdem hat sie einen Dreijahresvertrag mit Wladimir Putin unterzeichnet, um mit russischem Gas beliefert zu werden.
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Aus dem Französischen übersetzt von Ohmymag Frankreich