Kim Jong-un wird Privileg von Vorgängern eingeräumt: "Es ist eine Bürgerpflicht"

In Nordkorea gibt es in vielen Bereichen des Lebens strenge Vorschriften und Traditionen. Diese sollen auch das Aussehen der Menschen betreffen. Wir verraten euch, in welchem Punkt Kim Jong-un damit zu tun hat.

Kim Jong-un, Pin, Anstecker, Badge, Konterfei, Gesicht, Tradition, Pflicht
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Kim Jong-un, Pin, Anstecker, Badge, Konterfei, Gesicht, Tradition, Pflicht

Kim Jong-un, der als Schüler in der Schweiz gelebt haben soll, ist zwar schon längst in die Fußstapfen seines Großvaters Kim Il-sung und seines Vaters Kim Jong-il getreten; bislang gab es aber ein Privileg seiner Vorgänger, das ihm bisher verwehrt geblieben war. Das scheint sich nun geändert zu haben.

Seit mehreren Jahrzehnten bereits Tradition

Erst vor wenigen Tagen trifft sich die Arbeiterpartei Nordkoreas, zugegen scheint mindestens ein Fotograf zu sein. Kurz darauf erscheinen die Fotos, auf denen eins klar zu sehen ist: An den Jacken der Anwesenden prangert ein Anstecker. Dabei handelt es sich aber nicht um ein beliebiges Accessoire; es zeigt das Konterfei des nordkoreanischen Staatschefs.

Der Anstecker ist allerdings keine neue Modeerscheinung, diese gab es auch schon zu Zeiten, als das Land noch von seinen Vorgängern regiert wurde. In dem Buch North of the DMZ: Essays on Daily Life in North Korea wird darüber berichtet, dass das Accessoire in den 1970er Jahren eingeführt wurde. Angeblich stammt die Idee zu den Pins von einem hochrangigen Beamten, der auch gleich noch vorschlagen haben soll, das Tragen der Anstecker zur Pflicht zu machen.

In dem Buch North Korea: The Paranoid Peninsula: A Modern History ist davon die Rede, dass das Abzeichen bereits Ende der 1960er Jahre in den Umlauf gekommen sein sollen. Der Anstecker wird anscheinend kostenlos verteilt. Wer ihn verliert, muss angeblich genau beschreiben können, wie es dazu kommen konnte und muss außerdem beweisen können, dass der Verlust nicht politisch motiviert war, bevor er oder sie einen neuen Pin erhält.

Laut Auszügen aus North Korea: Beyond Charismatic Politics waren die Anstecker zunächst einem ausgewählten Kreis vorbehalten, wurden aber bereits Mitte der 1970er Jahre "der gesamten Bevölkerung zur Verfügung gestellt".

Ein Zeichen der "emotionalen Verbindung"

Besonders in englischsprachigen Medien wird darüber berichtet, dass die Anstecker ein weiteres Anzeichen für den "Personenkult" um Kim Jong-un, der durchaus auch schon Lob von Trump bekommen hat, sein sollen. Die Verehrung der Kim-Familie geht sogar so weit, dass in jedem Haushalt des Landes Porträts der Staatschefs hängen müssen. Die Bild berichtet von einem Beitrag in Daily NK, in dem behauptet wird, dass "die Bilder mit genau so viel Hingabe behandelt werden müssen wie die Menschen selbst. Nordkoreaner, die solche Porträts bei Überflutungen, Bränden und Ähnlichem retten, gelten als Helden".

Martin Weiser von der FU Berlin hat laut GEO gegenüber RFI über die Stecker Folgendes zu sagen:

Jeder muss sie tragen. Manchmal, wenn man zur Arbeit geht, sich schmutzig macht oder sich in einem sehr privaten Bereich befindet, kann man sie ablegen. Aber ansonsten, in der Öffentlichkeit, weiß jeder, dass man sie tragen muss, es ist eine Bürgerpflicht. Und man sagt, dass man es nah am Herzen trägt, um seine Loyalität, seine emotionale Verbindung zu zeigen.

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Verwendete Quellen:

North of the DMZ: Essays on Daily Life in North Korea

North Korea: The Paranoid Peninsula: A Modern History

North Korea: Beyond Charismatic Politics

GEO: En Corée du Nord, le culte de la personnalité de Kim Jong-un renforcé... par un badge à son effigie

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