Wenige Monate vor den Präsidentschaftswahlen hat der Präsident der französischen Republik einen echten Poker gelandet. Die Pandemie spitzt sich auch in Frankreich zu mit Omikron als vorherrschender Variante und mit kürzlich mehr als 300.000 Neuinfektionen pro Tag.
Die Situation spitzt sich zu. In einem Interview mit der Zeitung Le Parisien nimmt Emmanuel Macron die Millionen ungeimpfter Franzosen und Französinnen ins Visier und äußert sich in einer Weise, die die wichtigsten Politiker:innen des Landes aus der Reserve lockt.
"Keine Bürger mehr"
Hat sich Emmanuel Macron gerade selbst in den Fuß geschossen? Die Mehrheit der französischen Politiker:innen ist seit der Veröffentlichung seines Interviews mit der Zeitung Le Parisien dieser Meinung.
Sein Wunsch, ungeimpfte Menschen so weit wie möglich zu "ärgern", hat Tausende von Internetnutzer:innen auf die Palme gebracht, aber auch eine andere Passage hat die Aufmerksamkeit der Leser:innen erregt. Denn der französische Präsident macht eine bestimmte Aussage, die nicht gut ankommt:
Und das ist der immense moralische Fehler der Impfgegner: Sie untergraben, was die Solidarität einer Nation ist. Wenn meine Freiheit die Freiheit anderer bedroht, komme ich unverantwortlich zurück. Ein Unverantwortlicher ist kein Bürger mehr.
Heftige Reaktionen
Einige Politiker:innen verstehen diese Passage so, dass der Präsident der Republik mit dieser Formulierung den französischen Bürger:innen den Personenstand wegnehmen will.
Für den Europa-Abgeordneten Jean-Lin Lacapelle "hat Macron gerade fünf Millionen Franzosen und Französinnen die Staatsbürgerschaft entzogen", wie er auf Twitter schreibt.
Für den ehemaligen Vorwahlkandidaten der Republikaner, Éric Ciotti, spricht Emmanuel Macron "den Ungeimpften die Staatsbürgerschaft ab" und er fragt sich im Studio von France Inter sogar mit einem extremen Vergleich, ob "Ungeimpfte gefährlicher seien als Terroristen?".