Die Nachrichtendienste des Bundes sind für die innere Sicherheit des Landes von großer Bedeutung. Auch in der Außenpolitik nehmen sie eine wichtige Rolle ein und befinden sich so in stetigem Kontakt zu anderen Auslandsgeheimdiensten. Im Ukraine-Krieg soll sich der BND laut John Sipher allerdings nicht gerade mit Ruhm bekleckern.
Vogel-Strauß-Taktik
In einem Interview mit dem Focus geht es um die Frage, wie wertvoll die Zusammenarbeit mit dem BND für die USA und weitere westliche Länder ist, insbesondere im Hinblick auf die Lage in der Russischen Föderation und deren Angriffskrieg. Siphers Stellung ist dabei ganz klar: Für sehr hilfreich hält er seine deutschen Kolleg:innen nicht. Er sagt:
Die deutschen Geheimdienste sind in Bezug auf Russland absolut keine verlässlichen Partner. Die deutschen Agenten werden von ihren Politikern zurückgehalten, die es offenbar nicht wahrhaben wollten, dass Putin etwas Böses vorhaben könnte. Also haben die deutschen Spione ihre Köpfe in den Sand gesteckt. Und aus dem Grund sind die Russland-Analytiker vom Bundesnachrichtendienst vollkommen nutzlos.
Angeblich sei dies nicht nur seine eigene Meinung, sondern auch die vieler NATO-Partner, welche die Kooperation mit dem BND für wenig fruchtvoll hielten. Das liege teilweise auch an der "Arroganz" der Angestellten.
Im Vergleich schlechter als alle anderen
In Zeiten, in denen andere Länder aufgrund der Spannungen zwischen Russland und der Ukraine bereits Alarm schlugen, sollen sowohl der "BfV als auch der BNDjahre- beziehungsweise jahrzehntelang bewusst beide Augen zugedrückt" haben.
Des Weiteren wirft er den Mitarbeitenden der Nachrichtendienste Unfähigkeit vor und kritisiert die Strukturen innerhalb der Bundesoberbehörde:
Während meiner Zeit im Geheimdienst, als es unter anderem darum ging, das Land gegen eine Staatsgefährdung aus Russland zu verteidigen, fiel mir auf, wie viel unfähiger die Deutschen waren im Vergleich zu sämtlichen Kollegen aus nahezu allen anderen europäischen Ländern. Außerdem sind die deutschen Geheimdienste nicht ausreichend finanziert und viel zu bürokratisch. Es wollte letztendlich niemand mit den deutschen Nachrichtendiensten zusammenarbeiten, weil es nie irgendetwas brachte.
Für die Zukunft hoffe er, dass sich die Situation bald verbessere. Das BfV leiste durchaus gute Arbeit, "wenn der Wille da ist, etwas zu tun."
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