Erneute Provokation: Nordkorea testet vor Kurzem sein Waffenarsenal an der südkoreanischen Grenze

Nordkorea feuert am letzten Freitag erneut eine ballistische Rakete und Hunderte von Artilleriegranaten auf das Meer ab und nähert sich mit Kampfflugzeugen der Grenze zu Südkorea. Die ohnehin bereits angespannten Beziehungen zu seinem Nachbarn und dem Westen drohen dadurch zu eskalieren.

Raketentest im nordkoreanischen Fernsehen
© Bloomberg@Getty Images
Raketentest im nordkoreanischen Fernsehen

Es ist der 15. Raketenstart Nordkoreas, seitdem das Land am 25. September seine Testaktivitäten wieder aufgenommen hat. Nordkorea rechtfertigt sein Vorgehen als eine Reaktion auf die jüngsten Militärübungen der südkoreanischen Armee, an denen auch ein denen ein US-Flugzeugträger teilgenommen hatte.

Beide Seiten demonstrieren ihre Stärke

Seit dem Amtsantritt des konservativen südkoreanischen Präsidenten Yoon Suk-Yeol werden die nordkoreanischen Waffenstarts mit einer gleichwertigen Machtdemonstration, einschließlich Raketenübungen und Kampfjets, beantwortet.

Die beiden Koreas machen sich bereits seit langem gegenseitig für die Verschlechterung der Beziehungen verantwortlich und beide Seiten drohen damit, ihre militärischen Kräfte zu verstärken.

Nordkorea entscheidet allerdings selbst über das Tempo der Waffentests oder die Bereitschaft zu Gesprächen. Gleichzeitig versucht Pjöngjang stets die konservative Regierung in Seoul, zum Sündenbock für die Provokationen des Kim-Regimes zu machen.

Ein altbekanntes Spiel

Mit dem jüngsten Raketentest verletzt Nordkorea erneut das 2018 getroffene Abkommen über die maritimen Pufferzonen, das zum Abbau der Spannungen dienen sollte. Ganze 170 Artilleriegeschosse sowie eine Kurzstreckenrakete fielen laut Spiegel in die Gewässer der entmilitarisierten Zone.

Dabei handelt es sich bereits um den dritten und direktesten Verstoß Nordkoreas gegen das Abkommen. Die Nachricht des südkoreanischen Verteidigungsministeriums, in der es Nordkorea dazu auffordert, sich an die Abmachungen zu halten, ist daher eher reine Formsache.

Kim Yong-Hyun, Professor für Nordkoreastudien an der Dongguk-Universität in Seoul sagt dazu gegenüber MSN:

Es ist ein altes Drehbuch. Nordkorea nutzt die gestörten Beziehungen zu Südkorea, um die Entwicklung von Waffen zu rechtfertigen und so größere Zugeständnisse bei künftigen Verhandlungen mit den USA zu erreichen.

Ein nicht tolerierbares Verhalten

Die Provokationen Nordkoreas werden mit jedem Mal wahlloser, doch Südkorea und auch die anderen Mächte in der Region sind nicht mehr dazu bereit, das Vorgehen Kim-Jong-Uns unbeantwortet zu lassen.

Südkoreanische Beamte warnen bereits vor der Wahrscheinlichkeit eines überraschenden, lokal begrenzten Angriffs durch die nordkoreanischen Streitkräfte. Gleichzeitig machen sie aber auch deutlich, dass das Land darauf vorbereitet ist und über massive Vergeltungsmaßnahmen verfügt.

Yoon Suk Yeol, der südkoreanische Präsident, betont dies ebenfalls im Gespräch mit Reuters:

Die Entscheidung für einen Angriff kann nicht ohne die Bereitschaft getroffen werden, ein brutales Ergebnis zu riskieren. Die Strategie der massiven Bestrafung und Vergeltung, die den letzten Schritt unserer Drei-Achsen-Strategie darstellt, würde eine erhebliche psychologische und soziale Abschreckung (für den Norden) darstellen.

Die Sorge vor Nordkoreas nuklearem Waffenarsenal

Die meisten der jüngsten nordkoreanischen Tests betrafen nuklearfähige Kurzstreckenraketen. Einige Analyst:innen sind der Meinung, dass Nordkoreas Provokation mit einem bevorstehenden Atomtest zusammenhängen könnte, bei dem taktische Gefechtsköpfe für den Einsatz auf solchen Kurzstreckenraketen zum Einsatz kommen könnten.

Die Sorge vor Nordkoreas nuklearem Waffenarsenal wird zudem durch ein neues Gesetz in Nordkorea angefeuert, das den präventiven Einsatz von Atomwaffen in einem breiten Spektrum von Szenarien erlaubt.

Diese Entwicklungen lösen in Südkorea Sicherheitsbefürchtungen aus. Einige Politiker:innen und Wissenschaftler:innen fordern daher, dass die USA ihre taktischen Atomwaffen in Südkorea stationieren, um die zunehmenden nuklearen Bedrohungen durch Nordkorea abwehren zu können.

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