Die Fernsehansprache unmittelbar vor dem Angriff auf die Ukraine, in der sich der russische Präsident seltsam krampfhaft an seinem Tisch festhielt, ließ die Gerüchte um den geistigen und gesundheitlichen Zustands Wladimir Putins neu aufflammen.
Lauterbach diagnostiziert Narzissmus
Die Faktenlage ist zwar nicht eindeutig. Doch die Aussagen zum Gesundheitszustand Putins verdichten sich: Putin scheint sich mental immer weiter von der Realität zu entfernen und ist möglicherweise schwer krank.
Ende Februar äußert sich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, selbst studierter Mediziner, am Rande einer Bundespressekonferenz in Berlin zum Fall Putin. Das Vorgehen Putins in der Ukraine sei "in jeder Hinsicht traurig".
Inmitten einer weltweiten Pandemie habe die Welt eigentlich "Besseres zu tun, als sich mit den Großmachtfantasien von Putin zu beschäftigen." Sein Urteil über den russischen Präsidenten fällt eindeutig aus:
Ich finde es in jeder Hinsicht bestürzend und narzisstisch.
"Er war schon immer ein Killer"
US-Senator Marco Rubio geht in seiner Einschätzung rhetorisch sogar noch weiter. Nach einem vertraulichen Treffen mit Geheimdienstlern in Washington erklärt er via Twitter:
Ich wünschte, ich könnte darüber mehr sagen. Fürs Erste nur so viel: Mit Putin stimmt offensichtlich etwas nicht. Er war schon immer ein Killer, doch sein Problem ist jetzt anders und es ist bedeutend.
Die Situation sei eine andere als vor fünf Jahren. Auch James Clapper, einst oberster Chef der US-Geheimdienste, stützt diesen Eindruck. Im TV-Sender CNN erklärt er zu Putin:
Ich mache mir Sorgen um seine intellektuelle Schärfe und sein emotionales Gleichgewicht.
"Ich finde das sehr beunruhigend"
In einer französischen Talkrunde spricht ein früherer KGB-Agent über Putins Gesundheitszustand und stellt klar: Putin ist "krank". Er sei körperlich völlig verändert, möglicherweise aufgrund der "Einnahme von Kortison zur Krebsbekämpfung".
Eine medizinische Ferndiagnose ist letztlich auch für Fachleute ein Ding der Unmöglichkeit. Klar aber ist, dass sich Putins Weltbild und sein Handeln ins Extrem bewegen. Gegenüber der Wahington Post erklärt Paul Stronski vom Carnegie Endowment for International Peace:
Ich finde das sehr beunruhigend und bezeichnend für seine Realitätsferne, seine Isolation und seinen Groll nicht nur gegenüber dem Westen, sondern auch gegenüber dem Zusammenbruch der Sowjetunion.
Selbst Frankreich Präsident Emmanuel Macron äußert sich inzwischen offen über den Wandel, den er bei Wladimir Putin konstatiert. Gegenüber dem Guardian erklärt Macron, Putin wirke jetzt anders, "steifer und isolierter".