Mitten im US-Wahlkampf hatte Donald Trump erneut einen Rückzug aus der NATO angedroht, sollte er wiedergewählt werden. Nicht nur die Bündnispartner sind entsetzt. Auch Joe Biden äußert nun harsche Kritik – und nimmt bei der Wortwahl kein Blatt vor den Mund.
Trump kündigte an, Putin freie Hand zu lassen
Vor einigen Tagen hatte Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung verkündet, dass er NATO-Partner, die ihren Pflichten nicht vollständig hinterherkämen, im Falle eines Angriffs nicht unterstützen würde. Im Gegenteil: Wolle Russland sogar ermutigen, seinen Willen durchzusetzen.
Es ist nicht das erste Mal, dass der Ex-Präsident eine solche Rede schwingt – er schon während seiner Amtszeit angekündigt, sich ganz aus der NATO zurückziehen zu wollen.
Bündnispartner reagierten entsetzt und wütend
Während man sich im Kreml sicherlich freute, dies zu hören, fielen die Reaktionen der NATO-Länder anders aus. Jens Stoltenberg betonte, dass es kein "laisser-faire" geben werde, sondern man geschlossen und entschlossen gegen Russland vorgehen werde, sollte Putin auf NATO-Gebiet vordringen.
In Deutschland rief derweil nun auch Norbert Röttgen, CDU-Außenpolitiker, dazu auf, dass die EU ihr Rüstungsindustrie hochfahren und lernen müsse, sich im Notfall auch alleine zu verteidigen. Ähnliches hatte auch Bundesverteidigungsminister Pistorius schon gefordert und entsprechende Maßnahmen eingeleitet.
"Dumm und unamerikanisch": Biden verurteilt Trumps Aussagen aufs Schärfste
Der derzeit amtierende US-Präsident, Joe Biden, hat sich nun deutlich zu den Worten seines Konkurrenten geäußert:
Um Himmels willen, das ist dumm, das ist beschämend, das ist gefährlich, das ist unamerikanisch. Kein anderer Präsident in der Geschichte ist jemals vor einem russischen Diktator in die Knie gegangen. Ich werde das nie tun.
Und damit nicht genug. Biden ergänzt mit spitzer Zunge:
Können Sie sich vorstellen, dass ein früherer Präsident der Vereinigten Staaten das sagt? Die ganze Welt hat es gehört. Das Schlimmste daran ist, dass er es ernst meint. [...] Wenn er die Nato anschaut, sieht er nicht das Bündnis, das Amerika und die Welt schützt. Trump sieht die Allianz stattdessen als Last oder als Mittel für Schutzgeldforderungen.
Immerhin habe vor allem Amerika bereits vom NATO-Bündnis profitiert
In seiner weiteren Ansprache kritisiert der Demokrat nicht nur Trumps Verhalten, sondern betont auch, wie wichtig das Bündnis grade für sein Land sei. Immerhin sei Amerika bisher das erste und einzige Land gewesen, dass sich schon einmal auf den Bündnisfall nach Artikel 5 des Nordatlantikvertrags berufen hätte – und zwar nach 9/11.
Artikel 5 regelt die sogenannte Beistandsverpflichtung der Bündnispartner. Sprich: Die Unterstützung eines NATO-Mitglieds durch die anderen Partner, wenn ein Angriff auf NATO-Gebiet bzw. gegen einen Bündnispartner stattgefunden hat.
Für Biden sei es daher selbstredend, dass die USA dieser Verpflichtung immer nachkommen und "jeden Zentimeter NATO-Territorium verteidigen" werden.
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Verwendete Quelle:
Süddeutsche Zeitung: Biden nennt Trumps Nato-Aussage dumm, beschämend und unamerikanisch