Forscher, Mediziner und Wissenschaftler aller Art geben Einschätzungen zu dem Verlauf der Corona-Pandemie ab. Manche davon treten ein, andere überhaupt nicht.
Einige Forscher behaupten beispielsweise, dass die Bundes-Notbremse überhaupt nicht notwendig gewesen wäre, wohingegen Bayern die Notbremse womöglich noch bis in den Sommer hinein verlängern will.
Es sind Widersprüchlichkeiten wie diese, die Verwirrung in der Bevölkerung stiften und dafür sorgen, dass die Akzeptanz der Maßnahmen immer weiter abflacht.
Robert-Koch-Institut liefert falsche Inzidenz-Prognose
Ein Beispiel für falsche Prognosen liefert etwa das Robert-Koch-Institut (RKI): Im März sagt dieses für Mitte April eine bundesweite Inzidenz von Sieben-Tage-Inzidenz von 350 voraus.
Als Grundlage der Berechnungen dient damals die sich rasch ausbreitende Corona-Mutante B.1.1.7.. Später stellt sich heraus, dass die Prognose nicht eingetreten ist.
Demnach liegt die tatsächliche Inzidenz laut RKI kurze Zeit nach Ostern bei 153, am 10. Mai bei 119. Die Voraussage der Wissenschaftler stimmt demnach nicht. Doch woran genau liegt das?
Epidemiologe: Corona-Prognosen so verlässlich wie Wettervorhersagen
Ralph Brinks, Epidemiologe und Modellierer von der Uni Witten-Herdecke erklärt, wie die Prognosen erstellt werden: Im ersten Schritt werden zunächst eine oder mehrere Annahmen in einem Modell zusammengefasst.
Auf Basis dieses Modells wird dann im zweiten Schritt der künftige Verlauf berechnet. Der Physiker und Daten-Wissenschaftler Cornelius Römer geht einen Schritt weiter.
Er vergleicht Corona-Prognosen mit Wettervorhersagen. So sei den Menschen bei Wettervorhersagen bereits bewusst, dass diese ungenau ausfallen können.
Die nächsten zwei Tage können Meteorologen präziser prognostizieren, als die nächsten zwei Wochen oder Monate. Deshalb rät Römer, die Corona-Prognosen genauso zu behandeln.
Römer kritisiert, dass das RKI nicht besser kommuniziert habe, dass es sich schlicht um "ein einfaches Modell" gehandelt habe und nicht um eine realistische Prognose.
"Die Prognose selbst führt zu Verhaltensänderungen"
Das Essener RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung befasst sich bereits Ende Januar 2021 mit der Problematik von Prognosen.
Das Ergebnis der Untersuchungen der Experten besagt, dass Prognosen nur auf Basis bereits vorhandenen Wissens erstellt werden können. In der Pressemitteilung heißt es dazu:
Daher muss man immer annehmen, dass die Zukunft so verläuft wie die Vergangenheit.
Laut dem RWI trete dies jedoch nicht ein, da "die Prognose selbst [..] zu Verhaltensänderungen führe" und sich somit Zukunft und Vergangenheit unterscheiden und die Prognose nicht mehr korrekt ist.