Nach der Impfung mit einem mRNA-Impfstoff haben mehrere Patienten eine Myokarditis oder Perikarditis entwickelt. Dabei handelt es sich zum einen um eine Entzündung des Herzmuskels und zum anderen um eine Herzbeutelentzündung.
Die ersten Fälle von Myokarditis wurden bereits im April in Israel festgestellt, wo der Impfstoff von Biontech in großen Mengen verimpft wurde. Das Pharmaunternehmen erklärt damals, dass jedoch keine Kausalität zwischen Impfung und Myokarditis zu erkennen sei, da die Fälle seit Beginn der Impfkampagne nicht zugenommen haben.
Myokarditis und Perikarditis: Nebenwirkungen von Biontech und Moderna
Seit Juni wurden in unterschiedlichen Ländern weitere Fälle von Myokarditis und Perikarditis festgestellt. In den USA erkrankten 1.200 Personen an diesen Herzbeschwerden, nachdem sie ihre Impfung von Biontech oder Moderna erhalten haben, wie Vaccine Adverse Event Reporting System(VAERS) meldet. In einem Bericht erklärt die amerikanische Behörde für Lebens- und Arzneimittelsicherheit (FDA):
In den Berichten unerwünschter Ereignisse ist immer häufiger die Rede von Myokarditis und Perikarditis, diese Symptome treten insbesondere wenige Tage nach der zweiten Impfung auf.
Aus diesem Grund fügen die USA Mitte Juni diese Herzbeschwerden zur Liste eventueller Nebenwirkungen von mRNA-Impfungen hinzu. Auch in Frankreich sind infolge der Biontech-Impfung bereits 25 Fälle von Myokarditis aufgetreten.
WHO spricht von einem "wahrscheinlichen" Zusammenhang
Am 9. Juli erklärt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) dann, dass zwischen diesen Herzbeschwerden und den Impfstoffen von Biontech und Moderna "wahrscheinlich" ein Zusammenhang bestehe. In der Regel treten die Beschwerden laut der Gesundheitsorganisation in den Tagen nach der Impfung auf.
Insbesondere junge Männer seien von den Herzleiden infolge der zweiten Impfung betroffen. Dennoch, so die WHO, überwiegen die Vorteile der Impfstoffe von Biontech und Moderna deren Risiken:
Vorliegende Informationen lassen darauf schließen, dass das Auftreten von Myokarditis und Perikarditis infolge der Impfung für gewöhnlich milde ist und sich auf klassische Weise behandeln lässt.
Impfung und Myokarditis: Warnhinweise
Bei der Myokarditis handelt es sich um eine Entzündung des Herzmuskels, auch Myokard genannt. Diese meist harmlose Herzerkrankung kann durch eine Infektion, aber auch durch die Einnahme bestimmter Medikamente oder Giftstoffe, hervorgerufen werden. Es gibt mehrere Anzeichen, die auf eine Myokarditis hindeuten:
- Müdigkeit
- Fieber
- Atemlosigkeit
- Ödeme
- Herzrasen
- Unwohlsein
- Plötzliche und ungewohnte Anomalien des Herzrhythmus
- Schmerzen im Brustkorb und in den Muskeln
In der Regel erfolgt die Diagnose einer Myokarditis über ein Elektrokardiogramm (EKG), bei welchem die Funktionsweise des Herzes anhand dessen elektrischer Aktivität überprüft wird. In seltenen Fällen wird auch eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder eine Endomyokardbiopsie durchgeführt.
Biontech-Impfung: Wie hoch ist das Sterberisiko?
Anfang April veröffentlicht die französische Agentur für Arzneimittelsicherheit (ANSM) den zwölften Bericht über unerwünschte Ereignisse, die infolge einer Impfung mit Biontech auftreten. In diesem Bericht finden auch 386 Fälle Erwähnung, in denen Menschen nach der Biontech-Impfung verstorben sind. Die Verstorbenen waren größtenteils Menschen fortgeschrittenen Alters mit Vorerkrankungen. Doch hat ihr Tod etwas mit der Impfung zu tun?
Laut der ANSM gebe es nur einen einzigen Fall, in dem ein Zusammenhang zwischen Impfung und Versterben der geimpften Person hergestellt werden konnte. Es handelt sich dabei um eine Person hohen Alters, die eine starke Reaktogenität, sprich Grippesymptome und Fieber, entwickelt hat. In diesem Falle haben die Impfreaktionen den Tod einer bereits sehr geschwächten Person begünstigt.
Weitere Nebenwirkungen der Biontech-Impfung?
In einem Informationsblatt für medizinische Fachkräfte listet die ANSM im März 2021 die Nebenwirkungen, die infolge einer Impfung mit Biontech auftreten können, auf.
Sehr häufige Nebenwirkungen (> 1 von 10):
- Reaktionen an der Injektionsstelle (Schmerzen, Schwellungen)
- Erschöpfungserscheinungen
- Kopfschmerzen
- Muskelschmerzen
- Schüttelfrost
- Gelenkschmerzen
- Fieber
Häufige Nebenwirkungen (> 1 von 100)
- Reaktionen an der Injektionsstelle (Rötung)
- Übelkeit
Seltene Nebenwirkungen (> 1 von 1.000)
- Gliederschmerzen
- Geschwollene Lymphknoten
- Schlaflosigkeit
- Unwohlsein
- Juckreiz an der Injektionsstelle
Sehr seltene Nebenwirkungen (> 1 von 10.000)
- Bell-Lähmung: In klinischen Untersuchungen ist bei 22.000 geimpften Personen in vier Fällen eine Gesichtsnervlähmung (Bell-Lähmung) aufgetreten. In den meisten Fällen ist die Lähmung nach einer Woche oder entsprechender Behandlung wieder zurückgegangen.
Biontech-Impfung: Großteil der Nebenwirkungen gelten als ungefährlich
Im Bericht vom 21. Mai bespricht die ANSM alle Fälle unerwünschter Ereignisse, die zwischen dem 7. und dem 13. Mai 2021 infolge einer Biontech-Impfung aufgetreten sind. Laut der Agentur waren 60 Prozent dieser Nebenwirkungen harmlos und 31 Prozent schwer.
In diesem Zeitraum sind keine bis dato unbekannten Nebenwirkungen aufgetreten. Aktuell stehen auf der Liste möglicher unerwünschter Ereignisse infolge einer Impfung mit dem mRNA-Impfstoff die folgenden Nebenwirkungen:
- Gürtelrose
- Herzrhythmusbeschwerden
- Thrombozytopenie, Immunthrombozytopenie und spontane Hämatome
- Störung des Blutzuckerspiegels
- Impfversagen
- Guillain-Barré-Syndrom
- Makrophagenaktivierungssyndrom
- Reaktivierung des Epstein-Barr-Virus
- Virale Meningoenzephalitis
- Aplastische Anämie
Diese Nebenwirkungen stellen jedoch in keiner Weise die Vertrauenswürdigkeit des Impfstoffs von Biontech in Frage. Alle zugelassenen Covid-19-Impfstoffe sind "sicher, wirksam und schützen euch vor einer Erkrankung, die wirklich gefährlich sein kann", so der Schweizer Immunologe Steve Pascolo gegenüber Europe 1 im April.