Viele Menschen haben Angst, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Doch eine Erkrankung kann auch vollkommen ohne Symptome ablaufen. Die Folgen sind häufig noch schlimmer.
Mit Long Covid ist nicht zu spaßen
Die Zahlen sind ernüchternd: Rund jede vierte Person, die aufgrund einer Corona-Erkrankung im Krankenhaus beatmet werden muss, leidet stark an psychischer Belastung.
Das sagt der ärztliche Direktor am Reha-Zentrum Seehof in Teltow, Volker Köllner, gegenüber ntv. Die Folgesymptome von Covid-19 scheinen länger anzuhalten, als bei anderen Erkrankungen.
Erschöpfung, eingeschränkte Belastbarkeit, Muskelschwäche, Angststörungen, Depression, chronische Nierenerkrankungen und Brustschmerzen sind die häufigsten Anzeichen für Long Covid.
Arbeitsunfähigkeit wegen Long Covid
Allein die Barmer, die zweitgrößte Krankenkasse Deutschlands, verzeichnet zwischen November 2020 und März 2021 über 2900 Versicherte, die von einem Post-Covid-Syndrom betroffen sind.
Mindestens 6,3 Prozent der Barmer-Versicherten, die von Januar bis März 2021 wegen Corona krankgeschrieben waren, waren später aufgrund von Langzeitfolgen nicht mehr fähig, zu arbeiten.
Viele wissen nicht, dass sie Long Covid haben
Diese Symptome sind der Grund für zahlreiche Krankheitsausfälle, doch in vielen Fällen wissen die Betroffenen noch nicht einmal, dass sie an Long Covid leiden, erklärt die leitende Medizinerin bei der Barmer, Ursula Marschall gegenüber ntv.
Das liege an der großen Bandbreite an Symptomen, in denen sich diese Erkrankung äußern kann. Viele dieser Menschen hatten während ihrer Corona-Erkrankung keine Probleme.
Das medizinischen Abrechnungssystem hat "Post-Covid" erst im Januar diesen Jahres in seinen Katalog aufgenommen. Seitdem gilt das Phänomen als Krankheit.
Gezielte Rehabilitation
Susanne Weinbrenner vom Geschäftsbereich Prävention der Rentenversicherung vor Journalisten in Berlin vermutet, dass die Zahl der Reha-Patienten und Patientinnen in naher Zukunft ansteigt.
Wie der Psychosomatik-Experte Köllner erklärt, müssen in der Rehabilitationsphase nun gezielte Bereiche fokussiert werden, wie die einzelnen Körperteile oder -organe, die beschädigt sind.
Der stärkste Fokus müsse allerdings auf diejenigen gelegt werden, die keine physischen, sondern psychische Schäden davon getragen haben.
Nach drei Monaten seien laut Köllner aber um die 90 Prozent der Rehabilitationspatienten und -patientinnen wieder erholt. Es gibt trotz allem also keinen Grund zur Panik.