Laut Zeitbefindet sich der Fachkräftemangel auf einem neuen Hoch, alleine im Monat April sollen "in den naturwissenschaftlich-technischen Berufen rund 320.000 Fachkräfte" fehlen. Detlef Scheele, der bald in den Ruhestand geht und ab 1. August 2022 von Andrea Nahles ersetzt wird, stellt in einem Interview, das ebenfalls in der Zeit erschienen ist, vier Lösungsansätze vor, die eine Trendwende herbeirufen könnten.
Bessere Kinderbetreuung, kein vorzeitiger Ruhestand
Scheele betont in dem Gespräch, wie wichtig es sei, das bestehende Kita-Angebot auszuweiten, sodass mehr Frauen wieder schneller an ihren Arbeitsplatz zurückkehren "und auch länger arbeiten" könnten.
In einigen Gegenden Deutschlands erlauben die Schließzeiten der Kindertagesstätten Müttern nicht, wieder Vollzeit zu arbeiten, in anderen Städten, wie Berlin, ist die Betreuungslage so angespannt, dass Eltern teilweise versuchen, den gesetzlichen Anspruch auf einen Kitaplatz einzuklagen, wie der Tagesspiegelberichtet.
Des Weiteren sollten ältere Menschen nicht frühzeitig in Rente gehen und Menschen, denen es an einer Ausbildung fehlt, ermöglicht werden, sich adäquat weiterzubilden:
Wir müssen noch mehr Menschen ohne Ausbildung qualifizieren, gerade zwischen 25 und 45 Jahren. Künftig dürfen wir auch Umschulungen über volle drei Jahre anbieten. Und weil nicht jeder drei Jahre durchhält, sollte es mehr Teilqualifizierungen geben.
Zuwanderung als Chance
Diese Maßnahmen sollen aber nicht ausreichen und so setzt Scheele als Lösung vor allem auf eins: ausländische Fachkräfte. Die Rahmenbedingungen müssten sich für diese allerdings verbessern:
Ohne Zuwanderung haben wir gegen den Fachkräftemangel keine Chance. Wer als Fachkraft kommt, den sollte man bei den Kosten der Zuwanderung und den Deutschkursen bereits im Herkunftsland unterstützen. Und man sollte nicht einzelne Fachkräfte holen, sondern die ganze Familie, sonst wissen wir, dass die Menschen wieder gehen. Dafür muss man ausländische Berufsabschlüsse anerkennen, also die deutsche Bürokratie vereinfachen.
Um AfD-Anhänger:innen gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen, betont er auch, dass qualifizierte Einwander:innen niemandem die Arbeitsplätze wegnehmen würden, eines der Lieblingsargumente der Rechtspopulisten, das angeblich begründen soll, weshalb das Aufnehmen von Immigrant:innen eine schlechte Idee sei. Scheele dazu:
Es gibt keinen Wettbewerb zwischen Einheimischen und Zugewanderten. Kein Deutscher verliert seinen Job, weil jemand aus dem Ausland kommt. Deutschland braucht sie alle.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil scheint ähnlich zu denken und plant laut Funke-Mediengruppe deshalb, "Migrant:innen den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt grundsätzlich zu erleichtern":
Wir werden Menschen, die dauerhaft bei uns bleiben und arbeiten wollen, dies ermöglichen. Deshalb werden wir über die Beschäftigungsduldung einen Spurwechsel ermöglichen.
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