Boris Becker hat die erste Anhörung vor Gericht hinter sich. Aus Sicht des Tennisstars lief wohl nicht alles wie gewünscht: In 19 Fällen soll er gegen die Auflagen des seit mehreren Jahren laufenden Insolvenzverfahrens verstoßen haben! Im Bild-Interview zeigt sich Becker, der insgesamt wegen 28 Anklagepunkten vor Gericht steht, jedoch trotzdem optimistisch. Er fühlt sich lediglich falsch verstanden.
Tennisstar fühlt sich vorverurteilt
Becker, dem im schlimmsten Fall sieben Jahre Haft drohen, sieht sich von den deutschen Medien absichtlich schlecht dargestellt. Während er der britischen Berichterstattung Neutralität und Nüchternheit anrechnet, sehe er hierzulande das Gegenteil:
In Deutschland habe ich das Gefühl, dass hier eine Vorverurteilung stattfindet. Was über mich zum Teil gesagt oder berichtet wird, empfinde ich nicht nur als empörend und ärgerlich, es ist auch rufschädigend für meine Person.
Der Tennisstar vermutet dahinter Fehler bei der Übersetzung. So wird nach der Anhörung in Deutschland berichtet, dass die zuständige Staatsanwälten Becker einen "schlechten Charakter" attestiert habe - ein Missverständnis, so der Betroffene. "Die Bemerkung bezog sich auf einen Fall von Steuerhinterziehung, in dem ich vor 18 Jahren in Deutschland verurteilt wurde. Wenn man solch eine Vorstrafe hat, kann man vor Gericht als ,bad character‘ bezeichnet werden."
"Ich bin nach wie vor unschuldig"
Zudem sei die Schlagzeile, er sei auf Kaution frei gekommen, falsch. Becker bestätigt, dass er seinen Pass abgeben musste. Das hindere ihn jedoch nicht daran, weiterhin seiner beruflichen Tätigkeit nachzukommen - selbst wenn er dafür viel Reisen muss. Für Eurosport kommentiert er von München aus noch immer große Tennisturniere. Deswegen bittet Becker um Respekt im Umgang mit dem aktuellen Verfahren:
Ich kann die Vorverurteilung nicht nachvollziehen. Ich bin nach wie vor unschuldig und habe das Recht, wie jeder andere Bürger auch, so behandelt zu werden. Irgendwann kommt ein Urteil und das sagt aus, ob ich recht habe, oder nicht.
Weitere Anklagepunkte zu Lasten der Tennislegende
Für Wirbel sorgt bei der Anhörung vor dem Londoner Strafgericht auch die Tatsache, dass neun weitere Anklagepunkte zu den Verstößen dazukommen. Darunter die Frage, warum Pokale, die der ehemalige Tennisspieler im Laufe seiner erfolgreichen Karriere gewinnen konnte, nicht früher Teil des Insolvenzverfahrens geworden sind. Auch hier beteuert Becker seine Unschuld.
Bis zur nächsten Anhörung im März gilt es also abzuwarten. Bis dahin will Becker sein Leben so normal wie möglich weiterführen. "Beruflich geht es mir gut, ich habe viele Aufträge", so der 52-Jährige. Auf die Frage, ob er sich vor der drohenden langen Haftstrafe fürchte, reagiert er optimistisch: "Ich werde diesen Kampf angehen, wie ich auch früher an jedes große Match herangegangen bin."