Durch seinen überraschenden Einsatz bei der WM 2006 verdrängte Jens Lehmann Oliver Kahn als Top-Keeper der Nationalelf. Dementsprechend unterkühlt war das Verhältnis der beiden. Heute spricht Lehmann in der Bild Klartext darüber, welche Stimmung damals tatsächlich zwischen den beiden Torhütern herrschte.
Erbitterte Konkurrenz
Auf die Frage hin, wie er das Verhältnis zu seinem damaligen Rivalen kurz vor der WM 2006 in Schulnoten ausdrücken würde, gibt der 48-Jährige zu: „Unmittelbar vor der Entscheidung sicherlich eine fünf. Nach dem letzten Testspiel im März 2006 standen wir in der Interviewzone nebeneinander. Oliver sagte: ,Ich gehe fest davon aus, dass ich spiele.‘ Ich stand fünf Meter entfernt und reagierte darauf: ,Ich denke, ich habe gute Karten‘.“ Nachdenklich fügt er hinzu: „Für die anderen Nationalspieler war das sicher nervig, weil es alles andere überlagert hat.“
Lehrreiche Zeit
Der 48-Jährige beschreibt die harte Konkurrenz im Verein und mit Oliver Kahn und die WM mittlerweile als „die emotionalste und lehrreichste Zeit meiner Karriere.“ Um sich zu beruhigen, habe er sogar mit dem Meditieren angefangen und sein gesamtes Denken umgestellt. Und das zeigte Wirkung: „Täglich 30 Minuten meditieren war richtig anstrengend. Aber auch erfolgreich! Man bekommt anscheinend eine Ausstrahlung, die auf andere wirkt und sie Vertrauen in einen bekommen lässt nach dem Motto: Der kann's.“
Gelassenes Verhältnis
Die Frage, wie er heute zu seinem ehemaligen Rivalen Kahn stehe, beantwortete Lehmann gelassen: „Wir haben ein gutes Verhältnis. Ich habe Oliver kürzlich einen Kontakt in Saudi-Arabien für seine Torwarttrainer-Schule besorgt, mit dem er nun einen Vertrag gemacht hat.“ Scheint, als wären die Rivalen von damals zu guten Kollegen geworden - eine tolle Entwicklung, zu der man beide nur beglückwünschen kann.