Es ist still geworden um den wohl größten deutschen Fußballer aller Zeiten. Franz Beckenbauer ist über Jahrzehnte hinweg das Gesicht des hierzulande so beliebten Ballsports, bevor er scheinbar gänzlich von der Bildfläche verschwindet. Wie geht es dem Kaiser heute? Im Bild-Interview berichtet er von den Folgen des WM-Skandals, schwerwiegenden Erkrankungen, und philosophiert über den Tod.
Beckenbauer: "Die Endlichkeit wird dir bewusst"
Am Freitag wird Beckenbauer 75 Jahre alt. Für ihn Grund genug, um sich noch einmal aktiv mit dem Leben auseinanderzusetzen. "Der 50. war mir wurscht. Der 70. war mir auch wurscht. Jetzt, beim 75., ist es das erste Mal, dass ich anfange nachzudenken", gesteht er.
Je näher er diesem magischen Alter kommt, desto mehr werde ihm die Endlichkeit des Lebens bewusst. Nun nimmt er sich die Zeit, um auf die vorangegangenen harten Jahre zurückzublicken.
Gesundheitliche Probleme
2016 und 2017 muss Beckenbauer zweimal am Herzen operiert werden, um Bypässe zu legen. Zwei Jahre später folgt dann ein schwerer Augeninfarkt, der dazu führt, dass er auf dem rechten Auge mittlerweile fast blind ist.
Eine künstliche Hüfte und Probleme mit beiden Achillessehnen runden die medizinische Begutachtung des ehemaligen Ausnahmeathleten ab. Doch all die Operationen haben auch etwas Gutes. Sie bewirken, dass sich Beckenbauer seitdem wieder aktiv um seine Gesundheit kümmert.
Ich trinke seit der Herz-OP keinen Alkohol mehr. Einmal habe ich damit wieder angefangen, da kam sofort das Herzflimmern.
Der neu erfundene Kaiser nimmt sich heute mehr Zeit für seine Familie, treibt leichten Sport und genießt die Aussicht von seiner Salzburger Terrasse auf den Untersberg.
Fußballlegende über den Tod
Er blickt zurück auf ein erfülltes Leben und betont, dankbar zu sein für das, was passiert ist. Inzwischen hat er auch den Skandal um die womöglich gekaufte WM 2006 überstanden, der ihn "sehr mitgenommen" hat. Angst vor dem Tod hat der Noch-74-Jährige nicht. Während er das Bergpanorama genießt, meint er gelassen:
Warum soll ich mich über etwas aufregen, was ich eh nicht ändern kann? Ich weiß, dass es passieren wird. Man denkt im Alter nur häufiger daran als früher, als man noch jung war.
Bis es soweit ist, bleiben dem Ex-Fußballstar allerdings hoffentlich noch einige lange Jahre. Beckenbauer schließt: "Ich bete regelmäßig. [...] Es sind Dankesgebete. Ich bedanke mich für das schöne Leben, das ich führen durfte. Da ist es schon angebracht, sich jeden Tag zu bedanken."