Am vergangenen Dienstag hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj im deutschen Bundestag eine emotionale Rede gehalten. Allerdings waren die Sitze nicht voll besetzt: Politiker:innen der AfD sowie auch das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) sind der Veranstaltung aus Protest ferngeblieben, wovon in vielen Medien als regelrechter Skandal berichtet wurde.
Viele Politiker:innen haben diese Aktion anschließend kritisiert. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz ließ das Ganze bei einer Rede auf dem Sommerempfang der Grünen-Bundestagsfraktion nicht unkommentiert - wobei er sich einen peinlichen Versprecher leistete. Am gestrigen Mittwoch hat sich Parteigründerin Sahra Wagenknecht im Talk bei Gastgeberin Sandra Maischberger selbst zu den Beweggründen für das Fernbleiben ihrer Partei am Dienstag geäußert.
Wagenknecht äußert sich zu Boykott
Auf die Kritik an dem Boykott angesprochen erklärte die ehemalige Linken-Politikerin, sie habe die Rede des ukrainischen Präsidenten nicht "in einem Setting sehen" wollen, welches "als einzige Reaktion Standing Ovations zulässt". Stattdessen habe sie sich eine Möglichkeit zur anschließenden Aussprache gewünscht. Ihrer Ansicht nach spricht Wolodymyr Selenskyj nicht für die ganze Ukraine. Dabei verweist sie, wie ntv berichtet, auf die große Anzahl von ukrainischen Männern, die in die EU geflohen sind, "weil sie nicht eingezogen werden wollen."
Was im Zuge des Krieges in der Ukraine geschieht, findet Wagenknecht "schauerlich", wie sie sagt. Jedoch dürfe daraus nicht folgen, dass Selenskyj im Bundestag einen Frieden fordere, der ausschließlich zugunsten der Ukraine geschlossen werde. Darüber berichtet neben dem Magazin t-online auch die BILD-Zeitung.
Klare Ansage zu Verhandlungen
Weiter ging Wagenknecht auch einmal mehr auf ihren Standpunkt ein, dass der Krieg in der Ukraine nicht mit weiteren Waffenlieferungen zu beenden sei, sondern mit Friedensverhandlungen. Die zahlreichen Waffen aus dem Westen haben bisher nichts gebracht, wie die Parteigründern ausführt. Man müsse Putins Signale ernst nehmen und einen Waffenstillstand entlang der Frontlinie aushandeln. "Das ist noch nicht das Ende des Krieges, aber es müssen doch erst mal die Waffen schweigen."
Auf Maischbergers Frage hin, ob man Wladimir Putin im Falle von Verhandlungen überhaupt vertrauen könne, antwortete Wagenknecht, dass Vertrauen nicht das Stichwort sei - man müsse es stattdessen einfach austesten. "Ich vertraue Putin nicht", stellt sie klar. Ihr Ziel sei es, das Sterben zu beenden.
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Verwendete Quellen:
BILD: "Wagenknechts skurrile Ansage bei Maischberger: 'Ich traue Putin nicht!'"
t-online: "Wagenknecht bei Maischberger: 'Selenskyj spielt schon mit dem Feuer'"
ntv: "Ukraine-Talk bei Maischberger Wagenknecht: 'Ich vertraue Putin nicht'"