Die Suche nach dem verschwundenen Arian lief in den letzten Tagen auf Hochtouren. Zuletzt hatte die Polizei sogar die Bundeswehr um Mithilfe geben. Nach der erfolglosen Suche hat die Polizei nun angekündigt, nur noch anhand konkreter Hinweise zu suchen. Ein Vermissten-Experte kritisiert diese Entscheidung.
Polizei sucht nur noch "anlassbezogen" – Experte ist empört
Am vergangenen Montag hatte die Polizei bekannt gegeben, die großflächige Suche des autistischen Jungen einzustellen. Man werde "nicht mehr vor Ort sein", aber weiterhin sämtlichen Hinweisen nachgehen und dann entsprechend bei konkreten Anhaltspunkten ausrücken.
Peter Jamin, seinerseits Vermissten-Experte, Familienunterstützer und Autor, kann diese Entscheidung nicht nachvollziehen, wie er gegenüber IPPEN.MEDIA betont:
Ich habe dafür kein Verständnis. Man hat zwar mit mehr als 1 000 Menschen gesucht, aber garantiert noch nicht überall. Ich fordere, dass man erneut die Suche von vorn beginnt. Mit allen oder mit neuen Kräften, Hundertschaften aus anderen Bundesländern.
Die Suche abzubrechen sei ein "Versagen des Staates und der Gesellschaft"
Im weiteren Gespräch erklärt Jamin, dass dieses Verhalten auch Zweifel an den Prioritäten von Staat, Polizei und Gesellschaft sähe:
Es kann nicht sein, dass die Polizei mehrere Male im Jahr mit Hunderten von Einsatzkräften zu Fußballspielen fahren kann, gleichzeitig aber nicht mit allen verfügbaren Polizisten weiter nach dem Jungen sucht. Wenn man jetzt die Suche aufgibt, ist das ein Versagen des Staates und der Gesellschaft. Mein Appell an die Landesregierung in Niedersachsen: Fußball darf nicht wichtiger sein als die Suche nach einem kranken Kind.
Seiner Meinung nach müsse im Umkehrschluss gelten: Wenn die Suche nicht fortgesetzt wird, müssten eigentlich auch Einsparungen bei Fußballspielen vorgenommen werden – immerhin seien das Einsätze auf Kosten der Steuerzahler:innen. Außerdem appelliert er an seine Mitbürger:innen:
Sollten die Behörden sich dazu nicht in der Lage sehen, sollten Niedersachsen Bürgerinnen und Bürger die Suche selbst in die Hand nehmen. Durch eine solche bürgerschaftliche Initiative ist es vor vielen Jahren schon einmal gelungen, in Duisburg einen vermissten Menschen vor dem Tod zu retten. [...] Gerne fahre ich auch persönlich nach Elm vor Ort, um ebenfalls einen Mai-Spaziergang im Suchgebiet vorzunehmen.
Ermittler zeigen sich verwundert über Jamins Aussagen
Mittlerweile hat auch ein Polizeisprecher, Heiner van der Werp, Stellung zu Jamins kürzlich geäußerten Vorwürfen bezogen:
Das ist eine persönliche Einschätzung von Herrn Jamin. Diese respektieren wir.Trotzdem wundere ich mich darüber, dass jemand Außenstehendes ein solches Urteil fällt. Wir haben acht Tage auf Hochtouren gesucht. Wir haben mit der Bundeswehr zusammengearbeitet, viele technische Geräte genutzt und nie auf die Kosten geschaut. Am Ende ist es aber so, dass wir uns in unserer Suche irgendwann auf Hinweise und tatsächliche Ansatzpunkte beziehen mussten. Und wir haben hier keine Ansatzpunkte mehr gehabt. [...] Wir hätten uns ein ganz anderes Ende gewünscht.
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Verwendete Quelle:
HNA: Polizei-Entscheidung zu Arian (6): Vermissten-Experte spricht empört von „Versagen des Staates“