Umweltschutz: Die Stadt Essen eröffnet die Jagd auf Biberratten

Tierschutz ist eine wichtige Sache und wird daher in Deutschland großgeschrieben. Allerdings müssen diesbezüglich manchmal harte Entscheidungen getroffen werden. Die Stadt Essen ist mit ihrem Antrag zur Jagd auf Biberratten ein sehr gutes Beispiel dafür.

Eine Nutria-Mutter mit ihrem Jungen am See
© Milko Marchetti@Getty Images
Eine Nutria-Mutter mit ihrem Jungen am See

Nutrias sind relativ unbekannt, was vor allem daran liegt, dass sie eigentlich in Südamerika heimisch sind: Mittlerweile ist ihre Population im Ruhrgebiet allerdings so groß, dass bei der Stadt Essen ein Antrag zur Jagd auf Nutrias gestellt wurde.

Der Zweck heiligt die Mittel

Der Antragsteller ist ein Jäger und er begründet sein Vorhaben damit, dass die Nutrias keine natürlichen Feinde haben und anderen Tieren den Lebensraum nehmen. Daher schlägt er vor, die Tiere lebendig einzufangen, zu töten und zu verwerten.

In einigen Regionen Deutschlands ist die Jagd auf die Nager bereits erlaubt. Der Grund dafür ist stets die drohende Überpopulation und die damit verbundenen Schäden für andere Tiere und die Umwelt.

Der Ruhrverband bittet die Bevölkerung bereits seit Längerem darum, die frei lebenden Nutrias nicht mehr zu füttern, um deren Ausbreitung im Zaum zu halten.

Keine Einwände gegen die Jagd auf Nutrias

Wenn es darum geht, Jagd auf eine bestimmte Tierart zu machen, sind Tier- und Umweltschützer:innen oft die ersten, die dagegen stimmen. Auch in diesem Fall muss der Beirat der Unteren Naturschutzbehörde, in dem Naturschutzverbände und andere Interessengruppen vertreten sind, seine Zustimmung geben.

Bisher hat es den Anschein, als ob die Behörde und ihre Mitglieder dazu gewillt sind, den Antrag zu erteilen. Laut WAZ sieht auch Martin Maschka, Gründer der Natur- und Wildnisschule Ruhrgebiet, keine bessere Lösung für das Problem:

Anders als durch Abschuss kann man der wachsenden Population nicht Herr werden, denn diese ist längst dabei Überhand zu nehmen. Das Gleiche gilt übrigens auch für Kanadagänse und andere Tiere, die bei uns keine natürlichen Feinde haben.

Eigentlich wurden die Nager aus Südamerika nach Europa gebracht, um sie zur Pelzherstellung zu züchten. Allerdings haben geflüchtete und ausgesetzte Nutrias schnell damit angefangen sich zu vermehren und nun nimmt die Population der Biberratten den heimischen Tierarten den Lebensraum.

Nutrias sind eine Delikatesse

Was die Verwendung der gejagten Nutrias trifft, hat der Jäger ebenfalls bereits eine nachhaltige Lösung vorgelegt. Er schlägt vor, die Tiere nicht nur zur Pelzherstellung zu verwenden, sondern auch Ihr Fleisch zu verarbeiten und zum Verkauf anzubieten.

Das Fleisch der Nutrias ist aufgrund seiner zarten Beschaffenheit und seines leckeren Geschmacks bei Feinschmeckern sehr beliebt und wird in Deutschland bereits seit den 1950er-Jahren verzehrt. Besonders in der ehemaligen DDR sind Nutrias regelmäßig auf den Tellern gelandet.

Sollte der Antrag des Jägers gewährt werden, könnte bald ein großes Angebot an Nutriafleisch entstehen. Mit steigender Nachfrage würde der Preis pro Kilo deutlich sinken und für die breite Masse erschwinglich werden.

Letztendlich könnten durch die Jagd auf Nutrias mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: Die Umwelt würde entlastet, die Tiere geschützt und der Mensch hätte sowohl warme Kleidung als etwas Leckeres zu essen.

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