Der Online-Händler Buero.de hat Medienberichten zufolge sein Übernahmeangebot für die Filialen der insolventen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof erweitert. Wie die Bild unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtet, sollen 47 Filialen des Warenhauskonzerns übernommen werden.
Keine andere Wahl mehr
Anfang Oktober dieses Jahres hatte die Geschäftsleitung von Galeria Karstadt Kaufhof bereits erklärt, dass sie eine zuvor mit den Gewerkschaftsvertretern getroffene Vereinbarung aufkündigen werde. Gleichzeitig wurde um weitere finanzielle Unterstützung durch die Politik geworben.
Vor allem bei den Beschäftigten sorgen diese Nachrichten erneut für Unruhe und dieses Mal ist nicht nicht nur die Filiale in Heilbronn betroffen. Von insgesamt 131 verbliebenen Warenhäusern sollen wahrscheinlich nur 47 gerettet werden, darunter z. B. Filialen in den Städten Augsburg, Bremen, Chemnitz, Cottbus, Halle und Oldenburg. Insbesondere in Städten mittlerer Größe soll versucht werden, Filialen zu erhalten, Kaufhäuser in Großstädten werden wahrscheinlich den Kürzeren ziehen müssen.
Der Unternehmenschef Miguel Müllenbach rechtfertigt den drastischen Schritt gegenüber der FAZ:
Angesichts des Konsumeinbruchs und steigender Energiepreise gibt es zur Insolvenz keine Alternative mehr. Dauerhafte Staatskredite können hier nicht die Lösung sein, sondern es braucht einen klaren Schnitt hin zu wirtschaftlich tragfähigen Strukturen.
Die Mitarbeiter:innen sind am schlimmsten betroffen
Bei der letzten Schließung von rund 40 Filialen im Jahr 2020 haben bereits um die 5.000 Mitarbeiter:innen ihren Arbeitsplatz verloren und dieses Mal sind sogar noch mehr Jobs bedroht.
Insgesamt werden bei Karstadt/Galeria Kaufhof mehr als 17.000 Angestellte beschäftigt und bisher ist noch unklar, wie die neue Führung mit dem bereits vorhandenen Personal verfahren wird.
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) kritisiert das Vorgehen der Führungsebene von Karstadt/Galeria Kaufhof und fordert mehr Klarheit in Bezug auf den Verbleib seiner Mitarbeiter:innen. Laut Merkur erklärt ver.di-Bundesvorstandsmitglied, Stefanie Nutzberger, dazu in einer Stellungnahme:
Unsere Kolleginnen und Kollegen in den 131 Kaufhäusern fragen sich, wo der Eigentümer in dieser für 17.400 Menschen und ihre Familien existenziell höchst bedrohlichen Situation bleibt. Unsere Kolleginnen und Kollegen haben jahrelang Millionen von Euro in Galeria Karstadt Kaufhof investiert. Die Wut und Enttäuschung unter den Kollegen vor Ort ist groß.
Es gibt jedoch Grund zur Hoffnung: Offenbar möchte Buero.de mehr Filialen übernehmen als zunächst geplant und ein entsprechendes Angebot soll bereits vorliegen. Markus Schön, der Chef des Unternehmens, befindet sich bereits in Gesprächen mit dem Insolvenzverwalter der Galeria-Gruppe und sagt gegenüber der Bild:
Wir hoffen sehr, dass der Konzern auf unser Angebot eingeht und so Filialen und Arbeitsplätze erhalten bleiben.
Karstadt/Galeria Kaufhof soll nicht ganz verschwinden
Noch ist das Unternehmen nicht komplett gescheitert, denn Karstadt/Galeria Kaufhof hat seine Insolvenz zunächst im Schutzschirmverfahren angemeldet. Das bedeutet, dass das Unternehmen die Insolvenz selbst abwickelt und versucht sich umzustrukturieren.
Bei dem sogenannten Schutzschirmverfahren handelt es sich um eine besondere Verfahrensart im deutschen Insolvenzrecht. Das Ziel dabei ist, in Verbindung mit der vorläufigen Eigenverwaltung mit möglichst schnell einen Insolvenzplan vorzulegen, um den Wiederherstellungsprozess für das betroffene Unternehmen leichter zu gestalten.
Eventuell könnte auf diese Art und Weise wenigstens ein Teil der noch vorhandenen Filialen und Mitarbeiter:innen gerettet werden.
Verwendete Quellen:
Bild: Diese 47 Kaufhof-Filialen könnten gerettet werden!
Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Das Filialnetz muss um mindestens ein Drittel reduziert werden“
Merkur: Galeria Kaufhof wieder insolvent: Welche Filialen noch eine Chance haben