Die Frankfurter Kommunale Ausländervertretung (KAV) würde die Bezeichnung „Mohr“ am liebsten aus dem Sprachgebrauch verbannen, bezeichnet dieses Wort als rassistisch. Die hitzige Diskussion, die darüber in der Main-Metropole entflammte, können die Mainzer allerdings überhaupt nicht verstehen.
Mohren-Apotheke: Unverständnis und Kopfschütteln
Kunden der Mainzer Mohren-Apotheke in der Christofsstraße verstehen die Aufregung nicht. Ein Mann, der anonym bleiben will, fragt: „Haben diese Leute keine richtigen Probleme, um die sie sich kümmern können?“ Und auch die Inhaberin der Mainzer Apotheke, Barbara Mann, erklärt, dass der Name ihrer Apotheke für sie keinen rassistischen Beigeschmack habe: „Man muss sich ja nur mal vor Augen führen, wie lange es die Apotheke schon gibt und wann die Kolonialzeit war. Die Apotheke ist viel älter.“ Die Apotheke existiere seit 1703 und werde durchaus auch von Kunden mit dunkler Hautfarbe besucht, die sich hier gerne beraten lassen und sich überhaupt nicht an dem Namen stören: „Die haben überhaupt kein Interesse an dieser Debatte“, so Mann weiter.
Namensgebung auf kulturelle Einflüsse zurückzuführen
Woher die Namensgebung der Apotheke tatsächlich stammt, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Die Germanistik-Professorin Damaris Nübling von der Uni Mainz beschäftigt sich in einem ihrer Aufsätze mit dem Begriff „Mohr“. Sie schreibt: „Der Blick in die Fachliteratur zeigt, dass sich auch dort keine eindeutigen Hinweise zur Klärung finden lassen.“ Weiter erläutert sie, dass es sich bei Begriffsbestimmung um „vollends unsicheres Terrain“ handle. Die gängigste Vermutung läge nahe, dass sich die Apotheken so benannten, um auf ihr Angebot aus nicht-heimischen Gewürzen hinzuweisen: „Heilmittel also, die man aus fernen Ländern erworben hatte, wohl aus der Heimat der Mohren“, so die Professorin.
Mohr-Debatte für Mainzer weit weg
Die Mainzer scheinen das Problem um die Debatte der Mohren-Apotheke in Frankfurt jedenfalls nicht nachvollziehen zu können. Eine Passantin sagt: „Eine Diskussion um etwas, dessen Schaffung Jahrhunderte zurückliegt, finde ich sinnlos.“ Und auch ihr Begleiter ergänzt: „In der Welt gibt es genug richtige Probleme, um die man sich kümmern kann. Der Name oder das Logo einer öffentlichen Einrichtung gehören nicht dazu.“ Wichtig sei die Dienstleistung zum Wohle aller Mitbürger und nicht eine Debatte über eine Namensbildung, die ihre eigene Geschichte hätte und ein Stück weit auch zur Kultur gehöre. Auch die Apotheken-Betreiberin Barbara Mann sieht den Streit um den Namen in Frankfurt weit weg und hat den Eindruck, dass die Mainzer deutlich entspannter mit diesem Sachverhalt umgehen.