In Russland findet gerade die erste militärische Mobilisierung seit dem Zweiten Weltkrieg statt und gleichzeitig droht der Kreml, dass Moskau mit der ganzen Macht seines riesigen Arsenals antworten würde, wenn der Westen seine "nukleare Erpressung" fortsetze.
Wie gewohnt: Merkel denkt vorausschauend
In einem seltenen öffentlichen Auftritt bei der Eröffnung der Bundeskanzler-Helmut-Kohl-Stiftung in Berlin bemerkt Merkel, dass Putins Worte nicht ignoriert werden sollten. Das ZDF zitiert ihre Rede wie folgt:
Seine Drohungen nicht als Bluff abzutun, sondern sie ernst zu nehmen, ist keineswegs ein Zeichen von Schwäche. Im Gegenteil, das ist ein Zeichen politischer Klugheit, die dazu beiträgt, Handlungsspielräume zu bewahren oder, was nicht weniger wichtig ist, sogar neue zu entwickeln.
Sie bezieht sich dabei offenbar auf Putins Erklärung, in der er signalisiert, dass Moskau alle Mittel zur Verteidigung Russlands und seines Volks einsetzen werde, wenn seine territoriale Integrität bedroht sei.
Merkel nennt Helmut Kohl als Vorbild
Auf die Frage, wie Altkanzler Helmut Kohl ihrer Meinung nach vor dem Hintergrund des Ukraine-Konflikts gehandelt hätte, hat sie ebenfalls eine überraschende Antwort, die allerdings nicht allen gefällt. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, sagt sie dazu:
Er hätte alle Anstrengungen unternommen, um die Souveränität und Integrität der Ukraine zu schützen und wiederherzustellen, als Kiew versuchte, russische Truppen abzuwehren. Allerdings würde er auch auf "den Tag danach" blicken und sich etwas offen halten, das heute "unvorstellbar" ist - nämlich wie die Beziehungen zu und mit Russland eines Tages neu entwickelt werden könnten.
Der ukrainische Botschafter Melnyk reagiert erbost auf diese Aussage Merkels und lässt auf Twitter direkt seine Empörung heraus. In Anbetracht von Merkels jahrelangem "Kuschelkurs" mit Russland‚ findet er es unverschämt, über so etwas wie die Wiederherstellung von Beziehungen mit Russland zu "philosophieren".
Auch in anderen Ländern ist man besorgt
Ungeachtet aller Kritik steht Merkel mit ihrer Meinung nicht alleine da. Die britische Außenministerin Gillian Keegan ist ebenfalls davon überzeugt, dass Putins Rede eine Besorgnis erregende Eskalation sei und seine Drohungen ernst genommen werden müssten. Wie der Independent berichtet, macht sie ihren Standpunkt in einem Interview mit der BBC deutlich und sagt:
Die gesamte Rede war eindeutig eine weitere Lüge Putins. Es ist klar, dass wir das sehr ernst nehmen sollten, denn wir haben nicht die Kontrolle - ich bin mir auch nicht sicher, ob er die Kontrolle hat, wirklich. Dies ist offensichtlich eine Eskalation. Es ist beängstigend ... Es ist eine ernsthafte Drohung, aber eine, die schon einmal ausgesprochen wurde.
Die Vereinigten Staaten warnen ebenfalls, dass die Gefahr real sei und dass sie auf den Einsatz von Atomwaffen durch Russland reagieren würden. Washington und seine Verbündeten sind bereits dabei, ihre Aufklärungsarbeit und die damit verbundene Überwachung russischer Atomwaffen zu intensivieren.
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