Das hören Arbeitnehmer:innen sicherlich nicht gerne: Nachdem nun erste Parteien die Abschaffung der Rente mit 63 gefordert haben, spricht sich nun auch der Wirtschaftsweise Martin Werding dafür aus. Seiner Meinung nach müsse das Rentensystem überarbeitet werden.
Was ist die Rente mit 63?
Das staatliche Rentensystem steht immer wieder in der Kritik: So, wie es aktuell aufgebaut sei, werde es früher oder später kollabieren. Zeitgleich erlebe man aktuell einen Fachkräftemangel, der durch einen "frühen Renteneintritt" noch verstärkt würde. Deshalb ist die Rente mit 63 umstritten.
Diese besagt, dass Menschen, die im Alter von 63 Jahren bereits seit mindestens 45 Jahren in die Rentenkasse einbezahlt haben, abschlagsfrei in Rente gehen können.
Wer vor dem derzeitigen Rentenalter von 67 in Rente gehen will und noch nicht so lange eingezahlt hat, muss Rentenkürzungen in Form von monatlichen Abschlägen hinnehmen. Diese richten sich nach dem Geburtsjahr der Person, die früher in Rente gehen will, und nach ihren Beitragsjahren.
So stehen die Parteien zur Rente mit 63
Während die Grünen und die SPD an der Rente mit 63 festhalten, wie unter anderem die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang und SPD-Bundesminister Hubert Heil betonten, stehen andere Parteien dieser Regelung kritisch gegenüber.
Sowohl die FDP unter Christian Lindner als auch die CDU/CSU haben sich bereits mehrfach für eine Abschaffung der Rente mit 63 ausgesprochen und fordern eine Anpassung des Renteneintrittsalters an die durchschnittliche Lebenserwartung.
Wirtschaftsweise Werding fordert Abschaffung von "Fehlanreizen" für frühe Rente
Nun stößt auch der Wirtschaftsweise Martin Werding in dasselbe Horn. Es müsse eine Reform des Rentensystems geben – und eine radikale Änderung sei erstrebenswert:
Schafft die Rente mit 63 ab! Ich und auch der Sachverständigenrat der Wirtschaft, dem ich angehöre, schlagen vor, Fehlanreize für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, frühzeitig aus dem Arbeitsleben auszuscheiden, zu beseitigen.
Wie er weiter ausführt, seien es nämlich vor allem Durchschnitts- und Gutverdiener:innen, die früher in Rente gingen – obwohl sie "überdurchschnittlich gesund" seien. Das sei vor dem Hintergrund des steigenden Fachkräftemangels nicht hinnehmbar und solle daher ebenfalls mit Abschlägen geahndet werden.
Es solle aber Ausnahmen geben
Dennoch zeigte er sich, ähnlich wie einige Parteien, zumindest in Bezug auf bestimmte Personen- bzw. Berufsgruppen einsichtig. Werding erklärte, dass man über Ausnahmen durchaus sprechen könne:
Zum Beispiel könnte eine abschlagsfreie Frührente dann nur noch Versicherten offenstehen, die pro Beitragsjahr weniger als 60 Prozent des Durchschnittsentgelts aller Versicherten verdient haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie besonders belastende Tätigkeiten ausgeübt haben und vor Erreichen der Regelaltersgrenze gesundheitlich am Limit sind, ist für diese Gruppe deutlich höher.
Sein konkreter Vorschlag als Fazit seines Plädoyers gegen derzeitige Rentenregelungen:
Wir erlauben die Rente ab 63 künftig nur noch langjährigen Geringverdienern.
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Verwendete Quellen:
Merkur: „Rente mit 63“: Wirtschaftsweiser fordert Abschaffung – und äußert konkreten Vorschlag
FR: „Fehlanreize beseitigen“: Ökonom fordert das Ende der Rente mit 63 für alle