Ursprünglich war Paxlovid 12 Monate haltbar. Den Arzneimittelinformationen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zufolge hat man sich aber dazu entschieden, die Haltbarkeit des Medikaments auf 24 heraufzusetzen. Das Bundesgesundheitsministerium spielt nun mit dem Gedanken, die Haltbarkeit ein weiteres Mal einfach zu verlängern.
Der Ansturm auf Paxlovid bleibt aus
Bei Paxlovid handelt es sich um ein Arzneimittel, dass bei einer Ansteckung mit Covid-19 dafür sorgen soll, dass ein schwerer Krankheitsverlauf vermieden wird. Es steht allerdings auch in der Kritik; bei manchen Menschen könnte eine Einnahme nämlich auch ein gewisses Risiko bergen. Die Stiftung Gesundheitswesen schreibt dazu:
Das Medikament hat Wechselwirkungen mit vielen Arzneimitteln. Es kann also die Wirkung anderer Medikamente schwächen oder aufheben. Es kann auch in Kombination mit anderen Arzneimitteln zu noch unbekannten Nebenwirkungen führen.
Paxlovid wurde während der Covid-19-Epidemie entwickelt, es handelt sich also um ein Medikament, das noch recht neu auf dem Markt ist. All das könnten Gründe dafür sein, dass Ärzt:innen es teilweise nur zögerlich verschreiben oder Patient:innen zurückhaltend gegenüber der Einnahme sind. Die Folge: viele noch unangetastete Paxlovid-Dosen. Das Ärzteblatt berichtet im Januar dieses Jahres, dass zu dem Zeitpunkt "fast die Hälfte der vom Bund beschafften Dosen des COVID-19-Medikaments Paxlovid (Nirmatrelvir/Ritonavir) droht, ungenutzt zu verfallen und vernichtet zu werden". Der Welt zufolge sollen sich die Einkaufskosten für die verbliebenen Dosen auf 280 Millionen Euro belaufen. Wohl deshalb also die Idee, das Medikament offiziell als länger haltbar einzustufen. Hersteller Pfizer ist damit allerdings nicht ganz einverstanden.
Die Welt berichtet außerdem von einem Brief an deutsche Ärzt:innen, in dem es heißen soll:
Ich wende mich an Sie, um Ihnen unsere Besorgnis über das Vorgehen des Ministeriums auszudrücken. Nach einer umfangreichen Bewertung zu einer möglichen erneuten Verlängerung der Haltbarkeitsdauer ist Pfizer zu dem Schluss gekommen, dass es weder in Deutschland noch in einem anderen Land wissenschaftliche Erkenntnisse gibt, die eine Verlängerung der Haltbarkeitsdauer von Paxlovid über 24 Monate hinaus unterstützen.
Noch keine endgültige Entscheidung gefallen
Ob sich das Bundesgesundheitsministerium davon beeindrucken lässt, ist vorerst noch unklar. Die Deutsche Apothekezeitung berichtet, dass es "laut § 8 Abs. 2 AMG dem pharmazeutischen Unternehmer untersagt ist, Arzneimittel in den Verkehr zu bringen, deren Haltbarkeit abgelaufen ist", es allerdings auch Ausnahmen gebe:
Laut § 71 Abs. 1 AMG kann das vorgeschriebene Verfalldatum bei Arzneimitteln unberücksichtigt bleiben, wenn es sich um Medikamente handelt, die an 'die Bundeswehr, die Bundespolizei sowie für Zwecke des Zivil- und Katastrophenschutzes an Bund und Länder abgegeben werden'. Die Verantwortung für Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit obliegt dabei dem zuständigen Bundesministerium oder – bei Abgabe der Arzneimittel an die Länder – den jeweils zuständigen Behörden.
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Verwendete Quellen:
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte:Informationen zu Paxlovid® und Lagevrio®
Stiftung Gesundheitswissen: Paxlovid: Wie wirksam und sicher ist das COVID-19-Medikament?
Ärzteblatt: Mehr als 400.000 Dosen Paxlovid drohen zu verfallen
Welt: Abgelaufene Covid-Arzneien kosten Bund 280 Millionen
Deutsche Apothekezeitung: Haltbarkeit von Arzneimitteln