In Deutschland ist die Rente im Allgemeinen ein großes Thema - erst kürzlich hat Grünen-Politikerin Ricarda Lang mit ihrer falschen Einschätzung des Rentenniveaus für Aufregung gesorgt. Bereits seit Längerem wird nun über eine Anhebung des Renteneintrittsalters debattiert. Stand jetzt soll das gesetzlich festgelegte Alter, in dem die Menschen in Deutschland in Rente gehen dürfen, bis 2031 auf 67 Jahre angehoben werden.
Geht es nach Bundesarbeitsminister Hubertus Heil, so soll es dabei auch bleiben - eine Erhöhung des Rentenalters auf 69 oder gar 70 Jahre sei für ihn undenkbar, wie unter anderem die Süddeutsche Zeitung zuletzt berichtet hat. Seiner Meinung nach sei das "falsch und unfair" jenen Menschen gegenüber, die "einfach nicht so lange arbeiten können". Für sie würde das "reale Rentenkürzungen" darstellen.
Rentenalter an Lebenserwartung anpassen
Diese Einschätzung hat nun Kritik hervorgerufen, und zwar vom Wirtschaftsexperten Martin Werding. Dieser hat als Mitglied des Sachverständigenrats der Bundesregierung zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung dafür plädiert, das Rentenalter an die sich stetig verändernden Lebensbedingungen und die Lebenserwartung der Menschen anzupassen, wie das Magazin t-online berichtet. Eine ähnliche Einschätzung hat Werding auch bereits im Jahr 2022 gegeben, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) angibt. Zuletzt hat er außerdem eine Abschaffung der Rente mit 63 gefordert.
Offizielle Empfehlungen lauten demnach, dass die Renteneintrittsgrenze alle 20 Jahre um ein Jahr angehoben werden solle. Ein Renteneintrittsalter von 70 Jahren würde man so erst im Jahr 2090 erreichen, so der Experte weiter. Das würde die aktuelle Lebenserwartung berücksichtigen, wenn sie so bleibt, wie bisher berechnet. Demzufolge sei eine Erhöhung auf 70 Jahre noch lange nicht in Sichtweite.
Kritik an Äußerungen des Arbeitsministers
In Bezug auf die Äußerungen von Arbeitsminister Heil zu dem Thema meldet Werding Bedenken an. Man wecke "falsche Erwartungen, wenn man sagt, man wolle nie mehr über das Thema reden." Derartige Vorschläge, wie der, dass das Rentenalter alle 20 Jahre angehoben werden solle, seien also nicht einfach von der Hand zu weisen und man solle mit solchen Äußerungen vorsichtig sein, so Werding weiter.
Eine schrittweise Anhebung hält Martin Werding demnach also nicht für unmöglich - in Zukunft spreche man dann "eben nicht mehr über eine Rente mit 67, sondern [...] dann irgendwann mit 69." Das würde seiner Ansicht nach "die demografischen Szenarien, vor denen wir stehen", am besten berücksichtigen.
Auch interessant:
⋙ Europäischer Rentenvergleich: Wann dürfen unsere Nachbarn in Rente gehen?
⋙ Tipp für Eltern: Kindererziehungszeit bei Rente anrechnen lassen
⋙ Deutsche Rentenversicherung: Gibt es Rente, wenn man nie gearbeitet hat?
Verwendete Quellen:
t-online: "Wirtschaftsexperte: 'Dann reden wir eben über die Rente mit 69'"
Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ): "Demographie in Deutschland : Wirtschaftsweiser für Renteneintrittsalter ab 69 Jahren"
Süddeutsche Zeitung: "Ruhestand: Heil nennt Erhöhung des Rentenalters 'falsch und unfair'"