Die Ampel-Regierung dürfte für viele Menschen in Deutschland definitiv zu den unbeliebtesten Regierungen zählen, die die Bundesrepublik je hatte. Vor allem Bundeskanzler Olaf Scholz sieht sich immer wieder scharfer Kritik ausgesetzt. Viele Bürger:innen haben sich bereits für einen Rücktritt ausgesprochen.
Ein Grund für die allgemeine Unzufriedenheit könnte nun jedoch gefunden sein - zumindest wenn man Neurowissenschaftlerin Maren Urner glaubt. Urner ist Professorin für Medienpsychologie an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft(HMKW) in Köln und erklärt in ihrem neuen Buch "Radikal Emotional", warum es in der Politik nicht nur auf Fakten, sondern vor allem auf Gefühle ankommt.
"Pseudo-Sachlichkeit" führt nicht zum Ziel
Wie die Frankfurter Rundschau, der Deutschlandfunk Kultur sowie die Zeit Online berichten, plädiert Maren Urner in ihrem Buch vor allem dafür, dass Politiker:innen Emotionen cleverer einsetzen sollten, anstatt bloß Fakten rüberzubringen. Den Politiker:innen, gerade auch denen der Ampel-Regierung fehle es demnach entschieden an "emotionaler Reife."
Momentan werde vielmehr mit Zahlen, Diagrammen und Daten um sich geschmissen, anstatt Emotionen wie Liebe, Angst und Wut einzusetzen. Der erste Schritt dahin sei es, sich selbst seine eigenen Gefühle, Empfindungen und Emotionen zunutze zu machen. Der Mangel daran, eigene Gefühle zu kommunizieren und die Gefühle anderer verstehen zu wollen, komme entschieden zu kurz - hinter all dem stehe die Angst, zu populistisch rüberzukommen. Jemand, der sich eine von ihr als solche bezeichnete "Pseudo-Sachlichkeit" zu eigen macht, sei ganz klar Bundeskanzler Olaf Scholz.
Es fehlt an "emotionaler Nähe"
Dieser, so Urner, teile seine Entscheidungen und Werte nur sachlich, nicht aber "radikal ehrlich" mit. Wenn diese Sachlichkeit dann auf andere Ansichten treffe, führe dies zu hitzigen Reaktionen, da seine Äußerungen zurecht als falsch aufgefasst werden. Wer diesen Aspekt jedoch verstanden habe und richtig anwende sei die in Umfragen zunächst stärker werdende, in letzter Zeit aber wieder schwächelnde AfD.
Gerade in den aktuellen Krisen-Situationen, wie dem Nahost-Konflikt sowie dem Krieg Russlands in der Ukraine, sei es umso wichtiger, die Menschen zu erreichen. Dies jedoch nicht mit Zahlen und Fakten, sondern mit emotionaler Nähe, denn ohne diese werde den Fakten erst gar kein Gehör geschenkt. Denn, so Urner weiter, "ein emotionaler Zugang ist der Schlüssel, der die Tür zum Gehirn öffnet, um die Fakten hereinzulassen. Ohne emotionale Nähe ist die Tür zu."
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Verwendete Quellen:
Frankfurter Rundschau: "Gefühle in der Politik: Neurowissenschaftlerin wirft Olaf Scholz 'Pseudo-Sachlichkeit' vor"
Deutschlandfunk Kultur: "Neurowissenschaften: Mit Gefühl Politik machen"
Zeit Online: "Maren Urner: 'Fakten bringen niemanden dazu, sein Verhalten zu ändern'"