Gründerin von "Letzte Generation" über radikale Klebemethode: "Ich protestiere so, weil es funktioniert, nicht, weil ich es gut finde"

Die von vielen spöttisch als "Klima-Kleber:innen" bezeichneten Umwelt-Aktivist:innen haben heute in Berlin für einen Großeinsatz gesorgt. An mehr als 20 Orten sollen sie protestieren. In einem Interview verrät Melanie Guttmann, die Gründerin der "Letzten Generation, was sie selbst von Straßenblockaden hält. Ihre Antwort dürfte viele überraschen.

Gründerin von "Letzte Generation" über radikale Klebemethode: "Ich protestiere so, weil es funktioniert, nicht, weil ich es gut finde"
© picture alliance@Getty Images
Gründerin von "Letzte Generation" über radikale Klebemethode: "Ich protestiere so, weil es funktioniert, nicht, weil ich es gut finde"

In einem Interview mit dem Tagesspiegel redet Melanie Guttmann über die Klima-Krise, ihre Ängste und auch über die radikalen Methoden, die bei Protestieren der "Letzten Generation" zum Einsatz kommen und über die sie selbst nur bedingt glücklich ist.

"Der politische Erfolg steht am Ende des Protests"

Einerseits scheint Melanie Guttmann mit den Straßenblockaden ihrer Gruppierung zufrieden zu sein, da diese immerhin zielführend zu sein scheinen. Im Interview sagt sie dazu Folgendes:

Unser Zwischenziel ist, immer mehr Unterstützer:innen zu bekommen. Die Straßenblockaden haben dafür gesorgt, dass wir nicht mehr drei Leute sind, sondern Tausende. Der politische Erfolg steht am Ende des Protests.

Kurz zuvor zeigt sie allerdings auch Verständnis für all jene, die nur wenig Begeisterung für die auf den Straßen klebenden Demonstrant:innen aufbringen können:

Die Menschen sind verständlicherweise wütend. [...] Unsere Proteste sind immer friedlich, aber müssen im Alltag der Menschen stören. Wir waren ja bei den Entscheider:innen in der Politik. Die meisten bekommen die Straßenblockaden mit, weil sie ihren Alltag unterbrechen. Wir müssen unignorierbar sein, sonst werden wir ignoriert – und dann ist der Protest wirkungslos. Ich finde Straßenblockaden auch beschissen. Ich protestiere so, weil es funktioniert, nicht, weil ich es gut finde.

Auch auf ihrem X-Account zeigt Guttmann, dass sie sich nicht aus Langeweile auf Straßen festklebt, sondern weil sie auf ein Thema aufmerksam machen möchte, welches ihr am Herzen liegt und eigentlich alle etwas angeht.

Handeln statt stiller Hoffnung

Ganz furchtlos ist aber auch Melanie Guttmann nicht (verständlich, da manche Menschen im Umang mit den Aktivist:innen nicht immer zimperlich sind). In dem Interview erzählt sie auch von heiklen Situationen, in denen sich Autofahrende vollkommen zu vergessen zu scheinen und verrät auch, dass sie oft Angst habe, dass "irgendwer mal eine Kurzschlussreaktion hat und aufs Gaspedal drückt."

Wie es aussieht, wird sich an den Methoden der "Letzten Generation" auch in Zukunft nicht viel ändern, zumindest nicht, so lange die Politik nicht angemessen handelt. Eins ist sicher: Die studierte Wirtschaftsinformatikerin hält nichts davon, die Hände in den Schoß zu legen und auf eine göttliche Fügung zu warten:

Ich kann mir keine Utopie ausmalen, von wegen "Vielleicht passiert irgendwann ein Wunder".

Verwendete Quellen:

Tagesspiegel: „Letzte Generation“-Gründerin Guttmann: „Ich finde Straßenblockaden auch beschissen“

X: @melli_cla

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