Deutschland gilt als das Bildungsland schlechthin - und das scheinen auch die Zahlen zu beweisen, wie BILD nun enthüllt. Immer mehr Schüler:innen schließen die Schule mit dem Abitur ab: Im Jahr 2021 sind es 39,8 Prozent eines Jahrgangs gewesen, 2006 haben zum Vergleich 10 Prozent weniger das Abitur absolviert.
Auch die Durchschnitts-Abiturnote ist in die Höhe geklettert: Während sie im Jahr 2006 noch bei 2,53 gelegen hat, hat sie im letzten Jahr bei 2,28 gelegen. Vor allem die Anzahl der Absolvent:innen mit Einser-Abitur dürfte für positive Überraschungen sorgen - etwa dreimal mehr Schüler:innen schaffen ein Abi von 1,0.
Geringerer Leistungsanspruch trotz besserem Abitur
Expert:innen bewerten die besseren Leistungen deutscher Schüler:innen allerdings kritisch, wie BILD weiterberichtet. Demnach seien zwar die Noten besser, der Leistungsanspruch sei jedoch deutlich abgesackt - das Abitur sei kaum noch etwas wert, je besser der Notendurchschnitt wird.
Das liege laut BILD vornehmlich an der Pandemie: Aufgrund des Lockdowns und der damit verbundenen schwierigeren Lernbedingungen habe man von der Lehrerseite aus den Schüler:innen oft nicht auch noch schlechte Noten geben wollen. Auch aus Sorge vor den Eltern habe man im Zweifelsfall tendenziell die bessere Note gegeben.
Leistungstests zeigen alarmierende Tendenz
Wie BILD weiter ausführt, seien die Schülerleistungen in Wirklichkeit eher auf dem Abstieg. Die Anforderungen an Abiturient:innen seien nicht mehr dieselben. Leistungstests zeigen etwa bei Viertklässlern nach Corona alarmierende Tendenzen. Demnach können sie deutlich schlechter rechnen, lesen und schreiben.
Ludger Wößmann, Chef des Ifo-Institus, warnt, dass der frühere Leistungsanspruch dringend wiederhergestellt werden müsse. Prüfungen dürften in der Schule nicht auf dem leichten Niveau bleiben, dass in der Pandemie immer mehr Fuß gefasst hat.
Erneuerung der Prüfungsmodelle
Weiter führt er laut BILD aus, dass es in erster Linie um Qualifikationen und Kompetenzen gehe. Diese richtig zu vermitteln sei essenziell für die Schüler:innen, besonders später auf dem Arbeitsmarkt. Nina Stahr, die Bildungssprecherin der Grünen, plädiert auf eine stärkere Investition in die individuelle Förderung und stellt sich ablehnend gegen veraltete Prüfungsmodelle.
Die Bildungssprecherin der FDP, Ria Schröder, führt dies weiter aus und bemängelt, dass bei 16 verschiedenen Lehrplänen, Schulsystemen und Prüfungsordnungen auch kein einheitliches Abitur herauskommen könne. Ihrer Meinung nach sei höhere Qualität nur durch mehr Vergleichbarkeit in der Bildung zu erziehlen.
Verwendete Quelle:
BILD: "Experte schlägt Alarm: 'Das Abi ist immer weniger wert'"