Die Reformen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach machen Schlagzeilen. Neben der angekündigten Krankenhausreform und dem Streichen von homöopathischen Behandlungen als Kassenleistung ging es die letzten Monate auch um Cannabis. Während das sonst so liberale Amsterdam den Konsum von Joints auf der offenen Straße verboten hat, lockert Deutschland aktuell die Gesetze.
Cannabis wird legal - mit Regeln
Auch wenn das Konzept zu Beginn der Diskussionen hätte scheitern können, konnten sich die Gesetzgeber:innen letztlich einigen. Vor wenigen Tagen stimmte der Bundestag für den Gesetzesentwurf, jetzt muss es noch durch den Bundesrat. Ab 01. April sollen Besitz und Anbau von Cannabis für Erwachsene legal werden.
Demnach soll für Volljährige der Besitz von Cannabis zum Eigenkonsum von bis zu 50 Gramm bei sich zu Hause sowie von bis zu drei Pflanzen in Ordnung sein. Darüber hinaus soll es auch Anbauvereinigungen geben, in denen Mitglieder:innen zusammen anbauen und die Erzeugnisse für den Eigenkonsum verteilen können. Auch der Konsum in Fußgängerzonen soll abends (Verbot von 7 bis 20 Uhr) möglich sein.
Mediziner:innen sehen dies aber kritisch
In Deutschland gelten alle Personen ab 18 Jahren als volljährig und dürften künftig somit legal Cannabis konsumieren. Doch ist unser Gehirn zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig entwickelt. Erst mit etwa 25 Jahren ist dieser Prozess abgeschlossen. Der Konsum dieser Substanz kann somit weitreichende gesundheitliche Folgen haben.
Das Risiko für psychologische Störungen steigt bei einem frühen Cannabis-Konsum deutlich an. Eine kanadische Studie mit über 12 Millionen Teilnehmer:innen zeigte kürzlich, dass zum Beispiel Konsument:innen eine vierfach höhere Wahrscheinlichkeit haben, eine Angststörung zu entwickeln. Aber auch Psychosen und Schizophrenie werden mit einem zu frühen Cannabis-Konsum mittlerweile in Verbindung gebracht.
Auch die erlaubte Menge sei viel zu hoch
Dem Gesetz zufolge sollen Erwachsene über 22 Jahre bis zu 50 Gramm im Monat, 18 bis 21-Jährige nur 30 Gramm pro Monat mit maximal zehn Prozent THC konsumieren dürfen. Im Gespräch mit der Welt kritisiert die Psychiaterin Gouzoulis-Mayfrank diese Menge jedoch: "Das ist kein unproblematischer Freizeitkonsum mehr."
Mindestens ein Joint pro Tag sei mit 30 Gramm möglich. Und auch die Zusammensetzung hat sich seit der Hippie-Zeit verändert. In den letzten zehn Jahren hat sich Konzentration von THC verdoppelt, mittlerweile sind es durchschnittlich 20 Prozent. Das "Gras" ist somit viel stärker geworden. Je höher der THC-Gehalt, desto höher wird aber auch das Risiko einer psychischen Erkrankung.
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Verwendete Quellen:
Welt: Cannabis-Legalisierung – Mediziner rechnen mit Kollateralschäden
Tagesschau: So soll Cannabis legal werden
NDR: Cannabis: Was bedeutet die Teil-Legalisierung in Deutschland?
Rbb24: THC-Gehalt in beschlagnahmtem Haschisch deutlich gestiegen