Blackout im Winter: Wie wahrscheinlich ist der komplette Stromausfall?

In Anbetracht der sich anbahnenden Energie-Krise steigt die Sorge vor dem "Blackout" bzw. einem kompletter Stromausfall im Winter täglich an. Doch wie wahrscheinlich ist so ein Szenario wirklich?

Gasspeicher der EWE AG in Huntdorf
© picture alliance / Kontributor@Getty Images
Gasspeicher der EWE AG in Huntdorf

Die derzeitigen Geschehnisse auf der Welt sorgen immer mehr dafür, dass die Lage auf dem europäischen Strommarkt sich allmählich zugespitzt. Der Winter steht vor der Tür und die Warnungen vor einem großflächigen Netzausfall - umgangssprachlich als Blackout bezeichnet - werden immer lauter.

Es könnte zu Stromausfällen kommen

Nach Angaben des Netzbetreibers Amprion sind Stromausfälle im Winter durchaus möglich. Die damit verbundenen Komplikationen könnten vor allem für private Haushalte gravierende Folgen haben. Ein Sprecher des Dortmunder Unternehmens sagt gegenüber 24RHEIN:

Während flächendeckende und tagelange Stromausfälle eher unwahrscheinlich sind, ist das 'kontrollierte Abschalten von Verbrauchern als ultima ratio' durchaus möglich.

Im schlimmsten Fall müssten also auch Privathaushalte im Winter mit Stromausfällen rechnen. Allerdings wären die Verbraucher nur für einen kurzen Zeitraum ohne Strom und die Abschaltungen regional begrenzt. Wo genau das passieren könnte, ist aber auch für die Expert:innen schwer einzuschätzen, da es immer von der aktuellen Situation im Stromnetz abhängt.

Der Stresstest

Im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums haben die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber einen verschärften Stresstest durchgeführt. Die Simulation soll dazu dienen, herauszufinden, wie das deutsche Stromnetz in hypothetischen Krisen-Szenarien reagieren würde.

Die Ergebnisse geben weder Grund zur Freude, noch schüren sie apokalyptische Ängste. Detlef Fischer, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft, erklärt in gegenüber dem Bayrischen Rundfunk:

Eines der größten Probleme ist derzeit, dass in Frankreich aufgrund von Reparaturen, Wartungsarbeiten und niedrigen Flussständen nur knapp die Hälfte des Kernkraftwerksparks am Netz ist. Das muss nun unter anderem von Deutschland kompensiert werden. Die Bundesrepublik würde aber gerne auf Exporte verzichten, um ihre Gaskraftwerke zu schützen.

Das Problem wäre also nicht unbedingt die Strommenge, sondern viel mehr der Transport bzw. die Verteilung. Im schlimmsten Szenario würde dies bedeuten, dass für maximal zwölf Stunden nicht genug Strom im europäischen Netz ist, um den deutschen Bedarf überall vollständig zu decken.

Besonders betroffen wäre der Süden Deutschlands: Hier ist der Bedarf der Industrie hoch und die Erzeugung aus Windkraft gering.

Wie realistisch ist der Blackout?

Die Ergebnis des Stresstests zeigen, dass es in einigen Szenarien innerhalb weniger Stunden zu regionalen Stromausfällen kommen kann. Doch die Lage entspannt sich derzeit etwas, wie Detlef Fischer auf Anfrage des Bayrischen Rundfunks sagt:

Es regnet wieder mehr, wodurch der Pegel der Flüsse steigt. Dadurch können die Kohlefrachter wieder fahren und die französischen Atomkraftwerke gehen wieder ans Netz. Außerdem füllen sich die Gasspeicher im Rekordtempo. Wir haben weit vor dem Zeitplan einen Füllstand von 90 Prozent erreicht .

Im günstigsten Fall dürften die Speicher im Februar noch zu 40 Prozent gefüllt sein. Wenn sich die Situation weiterhin so positiv entwickelt, werden die schlimmsten Knappheitsszenarien also deutlich unwahrscheinlicher.

Für überschwänglichen Optimismus sei dies dennoch kein Grund. Selbst in harmloseren Szenarien ist sowohl eine Gas- als auch eine lokale Stromknappheit nicht auszuschließen.

Um ein Worst-Case-Szenario zu vermeiden, sollte an allen möglichen Enden gespart werden. Weniger Nachfrage verringert die Belastung des Stromnetzes und sorgt dafür, dass die Energiekosten für Verbraucher sinken.

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